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Bereit für die Arbeitswelt?

Im neuen Master-Studienprogramm «DSI Minor Digital Skills», das im Herbst 2024 an der UZH lanciert wird, erwerben Studierende nicht nur digitale Fertigkeiten, sondern suchen gemeinsam mit Forschenden auch Antworten auf aktuelle Fragen. Ein neues Konzept, das die Beteiligten auf die Zukunft vorbereitet – und die UZH weiterbringt. (UZH News, 28.02.24)

Herausforderungen fachübergreifend angehen: Titus Neupert (Co-Direktor der DSI) und Ursula Brack (Curriculumsentwicklerin) zusammen mit den Studierenden Hatice Kübra Parmaksiz und Till Hermann Walter Baier (rechts im Bild), die sich am Aufbau des Studienprogramms beteiligen. (Bild: Dan Cermak)

Nach ihrem Abschluss möchte die Biomedizinstudentin Feng digitale Gesundheitsangebote entwickeln, um Lücken in der Gesundheitsversorgung zu schliessen. Deshalb hat sie sich vorgenommen, ihre Studienzeit zu nutzen, um sich die nötigen technischen Fähigkeiten anzueignen und sich zugleich eine Übersicht über die ethischen und rechtlichen Aspekte ihres Bereichs zu verschaffen.

Die Herausforderung

Die digitale Transformation bietet viele Chancen, Probleme in einer neuen Art und Weise anzupacken, und sie verändert unsere Arbeitswelt. Studierende müssen am Ball bleiben und sich laufend neue Fertigkeiten im Umgang mit digitalen Werkzeugen aneignen. Dabei dürfen sie die kritische Reflexion nicht vergessen. Auch soziale und kommunikative Kompetenzen sind wichtig. Oft sind heutige Herausforderungen so komplex, dass sie nur mit Hilfe von interdisziplinären Teams gelöst werden können. Wie können wir die Studierenden auf diese anspruchsvolle Arbeitswelt vorbereiten? Wie rüsten wir sie mit praktischen Fähigkeiten und der nötigen Weitsicht aus?

Die Ermöglicher:innen

Die Digital Society Initiative (DSI) ist ein Kompetenzzentrum der UZH, das sich der digitalen Transformation von Gesellschaft und Wissenschaft widmet. Die über dreissig an der DSI angesiedelten Professuren erforschen den digitalen Wandel und nutzen Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung, um zukünftige Entwicklungen in Gesellschaft, Kultur, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zu gestalten. Zudem stellt die DSI Lehrangebote für Studierende aller Fakultäten bereit, die sich mit der digitalen Transformation auseinandersetzen und diese aktiv mitgestalten möchten.

2024 lanciert die DSI ein einzigartiges Minor-Studienprogramm, das auf die Bedürfnisse von Studierenden wie Feng zugeschnitten ist. Das Curriculum wird jährlich aktualisiert und kann dadurch auf gegenwärtige Entwicklungen reagieren. Studierende lernen nicht nur Programmieren, sondern wenden die erworbenen Skills direkt in interdisziplinären Problemstellungen an. «Es ist kein Mini-Informatikstudium, sondern ein Studienprogramm mit viel breiterem Ansatz», fasst die Curriculumsentwicklerin Ursula Brack zusammen. Der Minor, den Studierende aller Fakultäten belegen können, sensibilisiert die Teilnehmenden für die begleitenden ethischen, rechtlichen und sozialen Fragen und integriert unterschiedliche Perspektiven und Methoden. «Hier wird Transdisziplinarität als Wert an sich gelernt», erklärt Titus Neupert, Co-Direktor der Digital Society Initiative.

Der Lösungsansatz

Die Kombination von Hard und Soft Skills, die in der heutigen Arbeitswelt gefragt ist, findet sich auch im Studienprogramm wieder: «Interdisciplinarity and Digital Transformation», «Programming, Machine Learning & AI» und «Digital Skills & Tools» nennen sich die drei Modulgruppen des Studienprogramms. Dabei definieren die Studierenden individuell, welche Fähigkeiten sie sich aneignen wollen. Der transdisziplinäre Kurs «Teamwork on Digital Transformation Challenges» bildet das Herzstück: Hier setzen die Studierenden ihre unterschiedlichen fachlichen Hintergründe und die erworbenen digitalen Fertigkeiten ein, um gemeinsam innovative Lösungen für reale Herausforderungen zu entwickeln.

Die sogenannten «Challenges», von denen die Studierenden eine wählen und in einem interdisziplinären Team bearbeiten, werden von UZH-Forschenden gestellt. Es handelt sich dabei um eine aktuelle Fragestellung, die in ihrem Forschungsbereich in Bezug auf die digitale Transformation relevant wird. «Das Tolle daran ist, dass die Lehrinhalte bereits im DSI-Netzwerk existieren», sagt Brack. «Wir brauchen bloss die richtigen Menschen zusammenzubringen.»

Im Herbstsemester 23 haben Neupert und Brack das neuartige Kursformat mit zwei Challenges getestet: Janna Hastings, Professorin für Medical Knowledge and Decision Support, hat die Studierenden eingeladen, zu erforschen, welche anatomischen Fehler bildgenerierende KI macht und mit welchen Prompts sich diese minimieren lassen. Anschliessend trainierten die Lernenden ein KI-Modell, um herauszufinden, wie stark es sich verbessern kann.

Weniger lösungsorientierte, sondern eher reflektierende Antworten suchte die Challenge von Fabian Winiger, der im Bereich Digital Religions forscht. Er beobachtete, dass die teilweise extrem realistische Virtual Reality (VR) oft für Shooter-Games eingesetzt wird und fragte: Wie kann VR für etwas Sinnvolles eingesetzt werden? Anhand eines digital-ethnologischen Ansatzes untersuchten die Studierenden bestehende virtuelle Realitäten, die Empathie oder Gemeinschaft anregen, Bewunderung oder Inspiration auslösen.

Anhand der Challenges und mit den beiden Forschenden als Supervisor setzten sich die Teams mit den Möglichkeiten und Grenzen der Digitalisierung auseinander. Im Laufe der Projektarbeit konnten sich die Studierenden immer wieder mit weitere Expert:innen austauschen und neue Inputs erhalten. «Die enge Zusammenarbeit zeigt, dass Lehre für die Forschung gewinnbringend sein kann», erklärt Neupert. Zugleich treibt das Teamwork-Modul die Weiterentwicklung des Curriculums an: Die Challenges weisen darauf hin, welche Digital Skills für die Studierenden in Zukunft relevant werden.

Unsere Lehrgemeinschaft

All diese Prozesse spielen sich immer montags – dem «Minor Monday» – in den Räumen der DSI ab. Denn Neupert und Brack haben die Vorteile von Präsenz und informellen Gesprächen erkannt: Bei Kaffee und gemeinsamem Mittagessen entsteht ein Austausch auf Augenhöhe, Nähe und Vertrauen.

Dieses Netzwerk ist wohl die wichtigste Komponente des ersten UZH-Studienprogramms, das nicht an einer Fakultät angesiedelt ist. «Für transdisziplinäre Lehre braucht es alle», sagt Brack. Das Curriculum des Minors entwickeln Neupert und Brack deshalb gemeinsam mit einer Community of Practice (CoP), an der nicht nur Dozierende, sondern auch Forschende, Studierende und Facilitators teilnehmen können – ganz ohne Verpflichtungen. Regelmässig lädt die DSI Interessierte zu CoP-Meetings ein, wo Projektideen und die aktuelle Entwicklungen besprochen werden. In solchen Brainstorming-Sitzungen entstanden beispielsweise die Challenges oder auch die Inhalte des Einführungsmoduls «Digital Transformation – a Scientific Overview». «Wir möchten zeigen, wie wertvoll die Volluniversität ist – wie innovativ wir sind, wenn alle zusammenkommen», sagt Neupert.
 

Mehr zur Artikelserie über die Initiative «Zukunft der Lehre an der UZH» lesen Sie hier.