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Dr. iur. Hanna Machińska
Die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Zürich verleiht die Würde einer Doktorin ehrenhalber an Dr. Hanna Machińska. Sie würdigt damit das Lebenswerk einer Persönlichkeit, die sich als Unterstützerin der europäischen Integration und als Verteidigerin europäischer Werte ausserordentliche Verdienste erworben hat.
Dr. iur. Hanna Machińska ist seit 2017 stellvertretende Menschenrechtskommissarin (Deputy Human Rights Commissioner) von Polen. Sie ist zudem Dozentin am Lehrstuhl für Logik und wissenschaftliche Argumentation der Universität Warschau.
Hanna Machińska wurde 1951 in Warschau geboren. Sie schloss ihr juristisches Studium an der Fakultät für Recht und Verwaltung der Universität Warschau 1973 ab und arbeitete anschliessend als wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Logik und juristische Argumentation. 1978 wurde sie mit einer Arbeit über «Statistische Informationen als Instrument des Umweltmanagements» promoviert. Seit dieser Zeit verbindet sie in ihrer Forschung die Interessen für Umweltschutz mit der juristischen Logik und Argumentation. In der Folgezeit hat sie diese Herangehensweise auf das europäische System des Menschenrechtsschutzes ausgedehnt.
In den folgenden Jahren war Hanna Machińska als Dozentin tätig, unter anderem am Europazentrum der Universität Warschau. Sie absolvierte Forschungsaufenthalte am Institut für Rechtsvergleichung in Lausanne sowie an den Universitäten von Maastricht, Aarhus und Florenz. Von 2002 bis 2010 war sie Direktorin des Informationsbüros des Europarats und ab 2011 Direktorin des ersten Europaratsbüros in Warschau, bis dieses 2017 von der polnischen Regierung geschlossen wurde.
Im Zusammenhang mit dem Beitritt Polens zur Europäischen Union (2002-2004) arbeitete Hanna Machińska zudem als Expertin im Büro des Ausschusses für Europäische Integration. Sie war Mitglied des Rates für europäische Bildung im Bildungsministerium (2003), später Expertin im Beratenden Ausschuss für Europarecht des Justizministers (2008-2010) und Mitglied des Beratenden Rechtsausschusses des Aussenministers (2011-2016).
In ihrer wissenschaftlichen Arbeit befasst sich Hanna Machińska mit Fragen der Rechtslogik, der Menschenrechte, des Rechts der Europäischen Union und des Umweltrechts. Sie ist Autorin oder Mitautorin zahlreicher wissenschaftlicher Veröffentlichungen zu diesen Themen. Die polnische Nationalbibliothek weist 67 Publikationen aus, zumeist in polnischer Sprache.
Hanna Machińska hat in ihrem reichen Berufsleben als Universitätslehrerin, als Spitzenbeamtin des Europarats und als Menschenrechtsverteidigerin gewirkt. In allen Bereichen hat sie sich um die Umsetzung europäischer Rechtsnormen, einschliesslich derjenigen zum Schutz der Menschenrechte und des Antidiskriminierungsrechts, in das polnische Rechtssystem verdient gemacht. Während vieler Jahre organisierte sie Schulungskurse für polnische Richterinnen und Staatsanwälte zur Anwendung der EMRK in Polen (1991-2017); ebenso organisierte sie polnisch-niederländische Postgraduiertenstudiengänge im Europarecht für Angehörige der öffentlichen Verwaltung (2000-2006).
In jüngster Zeit hat sich Hanna Machińska in ihrer Eigenschaft als Leiterin des Nationalen Mechanismus zur Verhütung von Folter bei der Ombudsstelle aktiv für die Überwachung und Verhinderung von polizeilichem Machtmissbrauch eingesetzt, der im Zusammenhang mit den zahlreichen Demonstrationen in polnischen Städten zu beobachten ist. Seit Beginn der Krise an der polnisch-ukrainischen Grenze setzt sie sich aktiv für die im Grenzraum gestrandeten Migrantinnen und Migranten ein, unter anderem durch regelmässige Besuche an der Grenze, und versucht, ihnen ein Mindestmass an humanitärer Hilfe zukommen zu lassen.
Hanna Machińska hat sich ihr Leben lang beruflich und privat für die europäische Integration, für europäische Werte und für den Kampf gegen Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz eingesetzt. Dafür möchte die Rechtswissenschaftliche Fakultät sie ehren.
Für ihr Wirken erhielt Hanna Machińska zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen, unter anderem vom Generalsekretär des Europarats und vom österreichischen Bundespräsidenten.