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Menschenleere Strassen, geschlossene Geschäfte, verlassene Schulen, stillstehende Züge, abgeriegelte Grenzen: Das Coronavirus hat im Frühjahr 2020 innert kürzester Zeit Verhältnisse geschaffen, die wir für kaum vorstellbar gehalten hatten. Angesichts einer Bedrohung, deren Gefährlichkeit niemand richtig einschätzen konnte und die daher enorme Verunsicherung auslöste. Naturkatastrophen, Epidemien und Plagen haben die Welt auch in der Antike erschüttert. Sie trafen Gesellschaften, die ungleich verletzlicher waren als die heutigen. Und kaum jemand wusste, weshalb die Erde bebt, eine Stadt unter Asche verschwindet, Menschen plötzlich krank werden und dahinsterben. Wer war schuld und was sollte man tun? Die Deutungs- und Reaktionsmuster, die uns in den antiken Quellen begegnen, erscheinen bisweilen irritierend aktuell: Man sucht nach Sündenböcken, bevorzugt bei den Minderheiten in der Gesellschaft; Zweifel kommen auf an einem politischen System, dem man Versagen bei der Bewältigung der Krise vorwirft; von der Bevölkerung wird ein neues moralisches Verhalten gefordert, nachdem das frühere offenbar in die Krise geführt hat.
Die Ringvorlesung möchte im Dialog mit der Gegenwart unterschiedliche Katastrophenphänomene, von Heuschreckenplagen über den Vesuvausbruch bis zu Pest und Klimawandel, in ihrem Verlauf beleuchten und insbesondere die politischen, religiösen und psychischen Reaktionen der Menschen in den Blick nehmen. Verschiedene disziplinäre Zugänge sollen nicht allein das zerstörerische Potential von Naturkatastrophen und Epidemien fassbar machen, sondern auch ins Bewusstsein rufen, welche Veränderungsprozesse in der Antike und gewiss auch heute durch sie ausgelöst werden können.
Die Aufzeichnungen dieser Ringvorlesung finden Sie direkt auf der ZAZH-Website:
ZAZH Ringvorlesung 2021