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Gemeinsam mit Günther Rasche entwickelte Wolfgang Jaus unter anderem einen Formalismus, um die elektromagnetischen Korrekturen zu supererlaubten Beta-Zerfällen zu berechnen.
1960 kam Wolfgang Jaus (1938 - 2024) als Physikstudent nach Zürich. Zu dieser Zeit wirkte Walter Heitler (1904 - 1981), eine der führenden Persönlichkeiten der europäischen Physik, an der Universität Zürich und zog viele Physiker aus ganz Europa an, so auch Wolfgang Jaus.
Wolfgang Jaus wurde am am 14. Januar 1938 in Marbach am Neckar geboren. Nach seiner Schulzeit in Konstanz begann er sein Physikstudium in Tübingen und setzte es ab 1960 in der Schweiz an der Universität Zürich unter dem Einfluss von Walter Heitler fort. Wolfgang Jaus schloss 1966 sein Studium mit der Promotion über «Symmetrieeigenschaft des Zustandsvektors von zwei zerfallenden Teilchen» bei Heitler ab. Danach setzte er seine akademische Laufbahn an der UZH fort, was damals nicht unüblich war, gelegentlich unterbrochen von Forschungsaufenthalten in Irland und später auch in den USA. 1971 wurde er Privatdozent und 1978 Titularprofessor. Wolfgang Jaus war nicht nur ein passionierter Wissenschaftler, er war auch ein sehr sorgfältiger Lehrer, dessen Vorlesungen stets klar und systematisch aufgebaut waren.
Die wissenschaftlichen Interessen von Wolfgang Jaus waren zunächst bestimmt von den markanten Entwicklungen in der Feldtheorie der 50er Jahre einerseits und ihrer Anwendungen auf Mesonen und Nukleonen. Die Dissertation von Wolfgang Jaus befasste sich mit einer grundsätzlichen Frage, ob zerfallende Teilchen den üblichen Symmetrie-Regeln von stabilen Teilchen, die entweder Bosonen oder Fermionen sind, gehorchen. Jaus zeigte, dass dies nicht der Fall war. Nach der Promotion wandte sich Jaus dann mehr und mehr den Details der Wechselwirkungen von Mesonen und Nukleonen zu. Ziel dieser Arbeiten war, die fundamentalen Kräfte in den messbaren Prozessen durch oft aufwendige Berechnungen sichtbar zu machen und so ihre Eigenschaften zu bestimmen. In einer Arbeit von 1968 behandelte er erstmals die elektromagnetischen Strahlungskorrekturen zum Beta-Zerfall. Diese Arbeit wurde dann in der Folgezeit in Zusammenarbeit mit Günther Rasche erweitert und führte zum heute etablierten Zugang zu elektromagnetischen Präzisionsvorhersagen für Beta-Zerfälle. In seiner Forschungstätigkeit hat Wolfgang Jaus diesen Zugang kontinuierlich erweitert und auf eine Vielzahl von Zerfallsprozessen angewandt.
Eine wichtige Entwicklung begann um 1970 mit der Zusammenarbeit mit Günther Rasche, der seit 1961 am Institut war. Gemeinsam entwickelten sie einen Formalismus, um die elektromagnetischen Korrekturen zu supererlaubten Beta-Zerfällen zu berechnen. Diese Zerfälle ermöglichen es, eine der fundamentalen Grössen in der Teilchenphysik genau zu messen, das Element Vud der Quark-Mischungsmatrix. Diese Grösse ist sehr sensitiv auf Effekte neuer (noch unentdeckter) Teilchen und Kräfte. Es hat sich gezeigt, dass die Resultate von Jaus und Rasche bis heute Geltung haben und entsprechend weiterentwickelt werden. So wurde beispielsweise der grundlegende Artikel von Jaus und Rasche von 1970 auch in diesem Jahr bereits dreimal zitiert, 54 Jahre nach seiner Publikation. Physik-Institut der UZH