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Die Philosophische Fakultät der Universität Zürich verleiht postum die Würde eines Doktors ehrenhalber an Herrn Dr. Harald Szeemann in Anerkennung seiner jahrzehntelangen Verdienste in der Dokumentation und Erforschung moderner Kunst und alternativer Kulturen sowie als Begründer einer neuen Konzeption von Kunstmuseum und Kunstausstellung im Dienste des transkulturellen Dialogs.
Dr. Harald Szeemann, geb. 11. Juni 1933 in Bern, studierte Kunstgeschichte, Archäologie und Publizistik an der Universität Bern sowie an der Sorbonne, Paris und promovierte mit einer Arbeit über «Die Anfänge der modernen Buchillustration» (1960). Von 1961 bis 1969 war er Direktor der Kunsthalle Bern, wo er eine Reihe epochaler Ausstellungen aktueller Kunst zeigte, bei denen u.a. in der Schweiz damals praktisch unbekannte Künstler wie Joseph Beuys, Mario Merz oder Bruce Naumann erstmals vorgestellt wurden. Kurz darauf wurde er als Generalsekretär der Documenta 5 nach Kassel berufen (1970-1972). Die Documenta ist seither das führende internationale Forum aktueller Kunst. 1980 und 1998 - 2002 war er als künstlerischer Leiter der Biennale di Venezia tätig. Von 1981 bis 2001 wirkte Dr. Szeemann als freier Mitarbeiter des Kunsthauses Zürich, wo unter seiner Leitung grosse Retrospektiven zu Künstlern wie Sigmar Polke, Georg Baselitz und Joseph Beuys realisiert wurden. Parallel zu seiner jahrzehntelangen Ausstellungsarbeit widmete er sich einer breit angelegten Bestandessicherung und Archivierung von bisher nicht als museumswürdig erachteten Künstlern und künstlerischen Phänomenen. Wie kein anderer vor ihm meisterte Dr. Szeemann den schwierigen kulturellen Spagat zwischen Grenzwelten der Kunst und den etablierten Institutionen von Kultur und Wissenschaft und trug so wesentlich dazu bei, dass seit etwa 1980 kulturwissenschaftliche und anthropologische Fragestellungen in der Kunstkritik auf breiter Basis Fuss gefasst haben. Am 18. Februar 2005 verstarb er im Alter von 71 Jahren.