Eine Erfahrungsgeschichte der Technik (Thomas Hengartner) Das Forschungsvorhaben untersucht die
Einschreibeprozesse von Technischem - als zentraler Bestandteil und
Motor des »Projekts Moderne« - in den Alltag. Im Vordergrund steht die
Erfahrungsdimension der Technik bzw. der »Sitz der Technik im Leben«.
Anders als in der bisherigen Technikgeschichtsschreibung und auch anders
als in der Techniksoziologie dienen in erster Linie biographische
Materialien und lebensnahe Quellen, wie sie im Rahmen des
Forschungsprojekts »Technik als biographische Erfahrung« und im Rahmen
der Aktivitäten des »Forschungskollegs Kulturwissenschaftliche
Technikforschung« erhoben wurden, als Quellenbasis der Darstellung. Ziel
ist es, im Verbund mir einem Mix aus weiteren Quellen und Materialien
die Technisierungsprozesse des Alltags, genauer: des alltäglichen
Denkens, Handelns und Deutens darzustellen, zu analysieren und zu
interpretieren.Handlungsleitend für eine Erfahrungsgeschichte der
Technik sind daher u.a. folgende Gesichtspunkte:
Sie
nimmt Technik nicht erst dann in den Blick, wenn sie bereits »in die
Welt gesetzt« ist, sondern bezieht auch das mit ein, was in Technik
eingeschrieben ist, d.h. sie widmet sich auch der »Genese« von
Technischem und dabei nicht bloß dem Artefakt, sondern auch den
Vorstellungen und Wünschen, Ängsten und Hoffnungen, die dieses bündelt.
Nicht zuletzt berücksichtigt sie nicht nur Handlungsanforderungen,
sondern auch Handlungsoptionen, die sich aus dem Umgang mit Technik
ergeben.
Sie betrachtet Technik nicht isoliert, sondern
reflektiert deren »Sitz im Leben«, d.h. den offenen oder verdeckten, den
bewussten oder meist unbemerkten Einfluss von Technischem auf die Art
und Weise der Lebensgestaltung.
Sie ist somit Technikgeschichte aus der Akteurs- und Nutzerperspektive.
Sie
vertritt einen umfassenden Ansatz, der dinglich-materiellen, der
soziokulturellen und der »subjektbezogenen« Dimension Rechnung trägt,
aber auch ethisch-moralische, rechtliche, ökologische und ökonomische
Katoren berücksichtigt.
Sie vermeidet damit eine isolierte Sicht auf Technik und fokussiert stets auch deren Kontextgebundenheit.
Sie
berücksichtigt die »Technizität« von Alltag und Gesellschaft, bzw. die
»Kultürlichkeit« von Technik, d.h den Umstand, dass Technisches
allgegenwärtiger Bestandteil unserer Wissens-, Handlungs- und
Orientierungssysteme geworden ist.
Sie ist einem erweiterten
Verständnis von Technik verpflichtet, das Technik nicht notwendigerweise
an deren dinglich-physikalische Existenz bindet, sondern z.B. auch den
Umgang mit der zentralen Ressource »Wissen« in den Gegenstandsbereich
integriert.
Ausgehend von einer zunehmenden
Verwobenheit von Sozialem, Kulturellem und Technischem als einer der
zentralen Grundlagen und Signaturen der Moderne werden ausgewählte
technische »Leitfossilien einer Archäologie der Moderne« exemplarisch
dargestellt.
Vom Tagebuch zum Weblog (Arbeitstitel) (Dissertation: Anneke Wolf) Das Forschungsvorhaben soll sich mit der Frage nach der Aneignung von
und dem Umgang mit technischem Wissen am Beispiel des Personal Computers
beschäftigen. Der Personal Computer eignet sich hierfürr besonders, da
er im alltäglichen Umgang im Vergleich zu anderen technischen Artefakten
ein hohes Maß an individueller Technikaneignung erfordert, was eine
aktiv-reflektierte Auseinandersetzung mit sich bringt. Gleichzeitig
lässt sich im Umgang mit dem PC ein breites Spektrum - vom reinen
Anwender bis zum institutionell legitimierten EDV-Fachmann - an
Nutzergruppen mit unterschiedlichen Wissensbeständen finden. Die Arbeit
soll sich dem Themenbereich wie folgt annähern.
Zunächst geht es
um die Ermittlung konkreter Zugangsmöglichkeiten und Begrenzungenbei der
Aneignung technischen Wissens. Hierzu gehört erstens der Verfolg der
technischen Entwicklung des Personal Computers und seinen
unterschiedlichen Handlungsanforderungen. Zweitens bedeutet dies die
Frage, in welchem institutionellen oder privaten Rahmen Computerwissen
generell erworben werden kann. Und drittens ist zu klären, wie sich die
Aneignung im Alltag tatsächlich vollzieht und von den Beteiligten erlebt
und beschrieben wird.
Auf einer weiteren Ebene ergibt sich die
Frage, ob und welche Auswirkungen Wissensunterschiede auf die soziale
Position der Akteure haben. Hierzu gehört zunächst die Herausarbeitung
unterschiedlicher "Wissenstypen" von Computernutzern. Ebenfalls geht es
um die Erarbeitung des Zusammenhanges zwischen technischen Wissen und
der Position innerhalb des sozialen Feldes (Pierre Bourdieu). Hierzu
gehört aber vor allem auch die empirische Untersuchung von konkreten
Praktiken des Statuserhaltes- und der Statuserzeugung, d.h. ob und ggf.
auf welche Art und Weise der Status beansprucht, erworben und
legitimiert wird. Und weiter, welche Selbst-, Fremd- und Technikbildern
hierbei zum tragen kommen.
Die Arbeit verfolgt einen
multimethodischen Ansatz, der neben der Durchführung themenzentrierter
Interviews auch Quellen- und Feldstudien mit einschließt.
Einflüsse und Nutzungspotenziale des Internets für die Stärkung
demokratischer und zivilgesellschaftlicher Strukturen im subsaharischen
Afrika (Tilo Grätz, Thomas Hengartner, Klaus Schönberger 2006,
unveröfftl. Gutachten im Auftrag des Deutschen Bundestages)
(abgeschlossen)
Fahrradfahren als "Körpertechnik". Technisierung und "Technizität" des Körpers im Radsport (Dissertation: Katrin Petersen)Mit dem Sieg Jan Ullrichs bei der Tour de France im Jahr 1997
brach in Deutschland eine Welle der Begeisterung für den Radrennsport aus. Ab
2002 rückte dagegen vielmehr das Thema
Doping in die mediale Aufmerksamkeit. Die Doping-Debatte war und ist dabei vor
allem moralisch-ethisch geprägt. Einerseits geht es bei Bekämpfung der so genannten
»Leistungsmanipulation« um Chancengleichheit und Fairness, andererseits
um die Grenzen einer »Technologisierung« des »natürlichen« Körpers
und dessen Leistungskraft. Fahrradfahren erfordert die Habitualisierung komplexer
Bewegungsabläufe, hinter denen kontextspezifische Vorstellungen des Umgangs mit
Artefakt und Körper stehen. Ob Radsport oder Straßenverkehr, je nach Situation
ist eine bestimmte Handhabung des Geräts erwünscht, bzw. sind spezifische
(sensomotorische) Fähigkeiten gefordert. Folgt man Bruno Latour, so verändern
sich in dieser Interaktion von Mensch und Artefakt sowohl die Akteure als auch
die Dinge. Es entsteht etwas Neues, ein Hybridwesen: der/die Fahrradfaher/in. Die Frage nach der körperlichen Dimension des Umgangs mit
Technik ist dabei bisher nur wenig beleuchtet worden, obwohl gerade eine praxeologische
Herangehensweise auf die grundlegende Bedeutung eines körperlich verfassten »praktischen Wissens« im Rahmen der Selbstverständlichkeit
des »Doing Culture« verweist (Hörning, 2004). »Sachtechnik« und »Körpertechnik« gehen also miteinander einher (Hirschauer,
2004, S. 79). Gerade im Hinblick auf die Gewöhnung an und das »Gewohnt-Sein« von Technik (Hengartner, 2005, 52ff) rückt die Einübung und
Habitualisierung spezifischer Körpertechniken in den Blick. Nicht zuletzt
lassen sich auch gerade im Sport Körperbilder und Wissenshorizonte
nachvollziehen, die in höchstem Maße technisch geprägt sind. Vier Fragekomplexe
stehen im Mittelpunkt des Forschungsvorhabens:
Verhandlungen
und Ausgestaltungen der Artefakte
Verhandlungen
und Zurichtungen der Körper
Performanzen
und Praxen
subjektive
Erfahrungs-, Wissens- und Deutungshorizonte (insbes. subjektives Körper-
und Bewegungswissen)
Im Fokus der Untersuchung stehen in
erster Linie Sportvereine und deren Akteure (SportlerInnen, TrainerInnen,
Funktionäre). Außerdem sollen weitere Institutionen des Radrennsports
einbezogen werden. Weiterhin sollen im Rahmen einer Diskursanalyse u.a. Ratgeber,
Medienberichte wie auch Marketinginstrumente des Radsports untersucht werden. Nicht zuletzt soll mit diesem Promotionsvorhaben ein
methodisches Experimentierfeld mit dem Ziel einer »Entgrenzung der Methoden«
(Schönberger 2005) betreten werden. Dies gilt sowohl im Hinblick auf
evozierende Fragetechniken und eine Ethnographie der Sinne (Bendix 2006) als
auch für die Auslotung von Grenzen und Möglichkeiten der Beobachtung.
Schließlich soll das Konzept der teilnehmenden Beobachtung hin zu einer
beobachtenden Teilnahme weiter entwickelt werden (Honer 1989, S. 300).
AlltagsRaum Auto. Innensichten individueller Mobilität (Dissertation: Uta Rosenfeld)Seine Privatheit uns seine gleichzeitige, 'auffällige Omnipräsenz'
kennzeichnen die Alltäglichkeit des technischen 'Gebrauchsgegenstands'
Automobil. Jederzeit verfügbar, bietet der Privatwagen Autonomie wie
kaum ein anderer Ort. Aus der »Innenperspektive« zeigt sich das Auto
zunächst als ein »mobiler Raum« mit und für spezifische Verhaltens- und
Wahrnehmungsweisen (vom Fahr"feeling" über die Umweltwahrnehmung aus der
Autofahrerperspektive bis hin zum Auto als individuellem Rückzugs- oder
Freiraum). Darüber hinaus wird das Auto als »Raum des &U;bergangs«
beispielsweise zwischen Sphären wie Öffentlichkeit und Privatheit,
Freizeit und Arbeit oder genereller zwischen unterschiedlichen Lebens-
und Erlebnisbereichen erfahren. Nicht zuletzt kommt dem Automobil eine
zentrale Bedeutung für die Aushandlung und Ausgestaltung von
Aktionsräumen oder räumlichen Horizonten des Lokalen zu.
Welche
Rolle dieser »Privatraum Auto« im Alltag der Menschen spielt, wie sich
die Fahrzeit (durchschnittlich 1 Stunde pro Tag) gestaltet, wie
Außen-Raum und Zeit autonom und -mobil von innen heraus erlebt werden
und für welche Kommunikationsformen das Auto Raum bietet, sind zentrale
Fragen des Forschungsprojekts. Im Gegensatz zur Anfangszeit des
Automobils, aus der es zahlreiche Beschreibungen der Spezifik
automobiler Fortbewegung gibt, wird diese mit zunehmender
Veralltäglichung weder in der (Fach)Literatur, noch im öffentlichen
Diskurs über das Auto kaum mehr thematisiert. Betont wird vielmehr
entweder der rein praktische Gebrauchswert des technischen Artefakts
Auto (Wegüberbrückung von A-B), d.h. seine tägliche Nutzung. Im
gesellschaftlichen Diskurs hingegen wird die symbolische Bedeutung des
Autos auffallend stereotyp verhandelt: es wird auf seine Bedeutung als
»Vehikel« für Status, Macht und Freiheit reduziert.
In Anbetracht
der offenkundigen Einschränkungen der praktischen wie der symbolischen
Werte durch die anhaltende Massenmotorisierung, scheint die ungebremste
Beliebtheit des Autos kaum noch verständlich. Was sind es also für
individuelle Bedeutungen im Autoalltag, die den Reiz an der
Automobilität ausmachen, selbst wenn diese zunehmend von außen
beschränkt wird? Diesen öffentlich-stereotyp verhandelten Bedeutungen
des Autos steht ein auffallend breit gefächertes Spektrum von Aussagen
gegenüber, in denen ganz alltägliche und unspektakuläre Erlebens- und
Erfahrungsmomente im Autoraum hervorgehoben werden.
Dieser
Bedeutungsvielfalt wird auf der Grundlage unterschiedlichster Quellen,
wie Medien- und Presseerzeugnissen, Leserbriefen und Schreibaufrufen,
empirischen Verfahren wie themenzentrierten Interviews sowie der Analyse
eines umfangreichen Korpus von Liedern und Songs nachgegangen. Damit
wird sichergestellt, dass bei einem derart symbolisch und ideologisch
aufgeladenen Thema wie dem Auto nicht einfach die diskursiv vermittelten
Einstellungen zum Autoverkehr, sondern auch die alltäglichen und
individuellen Bedeutungen des Autofahren erfasst werden. Gerade in der
populären Musik etwa kommt eine überraschende Fülle an Aspekten zum
Fahr-Erleben zur »Sprache«, zumal sich Lieder- und Songtexten v.a.
assoziativer Verweise auf Erlebnis- und Erfahrungsmomente bedienen.
Im
Vordergrund steht also die Frage, nach der Verschränkung von
diskursiven und subjektiven Bedeutungen, nach der Wirkmächtigkeit
diskursiver Muster im Alltag und danach, wie die Verengung der
gesellschaftlichen Sichtweise auf das Auto möglicherweise gerade den
nötigen Freiraum für ein reichhaltiges alltägliches Bedeutungsspektrum
schafft.
Alltag zwischen Departure und Arrival. Eine Ethnografie des Unterwegs seins. (Dissertation: Kerstin Schaefer)
Aeromobil in der ganzen Welt unterwegs zu sein, ist für viele Menschen inzwischen alltäglich, denn seit den 70er Jahren gehört das Flugzeug zu einem unserer Massentransportmittel. Ausgelöst wurde diese Entwicklung einmal durch die technische Erfindung der Jets, die mehrere hundert Menschen transportieren konnten, und zum zweiten aufgrund von organisatorischen Umstrukturierungen des Flugablaufs durch die sogenannten ‚Billigfluggesellschaften‘.
Alle sprechen von Globalisierung, doch wie wir tatsächlich fliegender Weise in der ganzen Welt unterwegs sind (beruflich, privat, freiwillig oder zwangsweise), wie das Lebensweisen und Lebensformen prägt, wie es Identitäten, Handlungsmuster und Routinen verändert – das alles ist kulturwissenschaftlich noch wenig untersucht.
Die Passagierluftfahrt hat nicht nur eigene technische Standards geschaffen, sondern auch eine eigene Ästhetik hervorgebracht. Vom abenteuerlichen, exklusiven und teuren Vergnügen hat sich Fliegen zu einem alltäglichen Phänomen entwickelt, was auch an den Gestaltungen abzulesen ist. Flughafen und Flugzeug sind niemals nur Durchgangsstationen und Transportmaschinen, sie sind vielmehr ästhetische Mikrokosmen, die in den vergangenen hundert Jahren eine eigene architektonische Form- und Symbolsprache, eine Welt mit eigenen Verhaltensregeln und sogar eine eigene Währung (Bonusmeilen) entwickelt haben. Und die Nutzer haben gelernt, diese zu verstehen. In den 1990er Jahren stellten Flughafen und Flugzeug für den französischen Soziologen Marc Augé noch Archetypen von identitätslosen „Orten der übermoderne” dar, in denen nichts Soziales stattfindet. Mehr als 15 Jahre später müssen Augés Perspektiven auf Transithaftigkeit neu angeschaut werden. Was gibt es nach dem jahrelangen Einüben des Fliegens an Deutungen, Umdeutungen, Verhandlungen und Aushandlungen? Was hat sich für eine Kultur des Fliegens entwickelt? Wie würde man Mobilität heute ethnografieren? Unterwegs-Sein ist mehr als der Weg von A nach B und sollte als Zustand ernst genommen werden.
Gerade die Frage nach Material und Form, aber auch die Beschäftigung mit Standardisierungen, Raumordnungen und Geschwindigkeiten – immer von den sozialen Akteuren her gedacht – verspricht dem ebenso mobilen wie aufgeladenen Raum Flugzeug zwischen den Orten und Zeiten sowie den dadurch veränderten Mobilitäten unserer Zeit auf die Spur zu kommen.
Widerspenstige Gebäude (Dissertation: Anke Rees) Es gibt Gebäude, die sind anders als andere. Die Zeit hat sie in
Kontexte versetzt, in die sie nicht (mehr) zu passen scheinen und aus
denen heraus sich keine Nutzung aufdrängt. Solche Gebäude sind Symbol
von Vergangenem, bieten Orientierung im öffentlichen Raum und sind
manchmal zu Metaphern fehlgeleiteter Stadt(teil)planung geworden. Einige
dieser modernen Ruinen lassen sich nicht einfach umnutzen, umbauen oder
abreißen – solche Gebäude sind widerspenstig.
Was macht die Widerspenstigkeit moderner Ruinen aus? Der Frage widmet
sich diese interdisziplinär angelegte Forschungsarbeit am Beispiel der
so genannten Schiller-Oper in Hamburg, einem Stahlskelettbau aus dem
Fin-de-Siècle. Sie ist das letzte erhaltene Zirkusgebäude aus jener Zeit
in Deutschland, das in dieser Art errichtet wurde, und damit ein
seltenes Zeugnis der Ingenieurbaukunst des 19. Jahrhunderts. Sie ist
außerdem ein Denkmal für die Unterhaltungskultur der Hansestadt um die
vorvorige Jahrhundertwende. Trotz immer wieder aufkommenden
Abrissdiskussionen, einer langen Umnutzungs- und Leerstandsgeschichte
steht das Gebäude heute im Prinzip da wie bei seinem Bau vor über 120
Jahren. Wie ist das möglich geworden, noch dazu in so prominenter Lage
in der Innenstadt?
Im Sinne der Akteur-Netzwerk-Theorie und unter Hinzunahme von
Atmosphärenkonzepten sollen archivalische Quellen und Zeitzeugenberichte
über die Schiller-Oper daraufhin analysiert werden, welche
Konstellationen ihr Überleben gesichert haben. Zugrunde gelegt wird
dabei die These, dass Materialitäten, Verbündete und Atmosphären im
Zusammenspiel Architekturen stabilisieren können und so ihr Überdauern
ermöglichen. Die Arbeit fragt danach, welche handlungsermöglichenden und
-begrenzenden Impulse und Bedingungen von Akteuren ausgehen oder durch
sie geschaffen werden. Und letztlich: Wie können Architekturen bzw. wie
kann der dynamische Prozess 'Stadt’ begriffen und operationalisiert
werden?
Raumkulturen des Büros (1880-1930) (Thomas Hengartner und Gianenrico Bernasconi)
Das Projekt vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) geförderte Projekt (2012-2014) untersucht die Entstehung und Entwicklung des Büro-Raums zwischen 1880 und 1930 in der Schweiz. In der bisherigen Forschung stand die Verbreitung des scientific management und die Entwicklung von Arbeitstechniken bzw. Technik für die Arbeit in der Verwaltung im Sinne einer social construction of technology im Vordergrund. Ebenso haben sich sozialgeschichtliche Untersuchungen und solche aus den gender studies mit dem Büro beschäftigt. Ihr Interesse galt dabei besonders dem Aufkommen des Angestellten als neuer sozio-professioneller Figur. Zudem ist diese mit dem neuen Berufsstand zu Beginn des 19. Jahrhunderts einhergehende Feminisierung als wesentlicher Aspekt der Geschichte der Arbeit beschrieben worden.
In der vorliegenden Untersuchung wird – darüber hinausgehend - das Büro als Form einer „Verräumlichung“ der Verwaltungsarbeit betrachtet und als hybrides Phänomen in den Blick genommen. Ziel ist es, herauszuarbeiten, dass und wie der euklidische Raum der Innenarchitektur einerseits von sozialen, technischen und kulturellen Faktoren bestimmt wird und andererseits selbst soziale und kulturelle Fakten schafft. Diese „Verräumlichung der Verwaltungsarbeit“, genauer die Wechselbeziehungen zwischen verschiedenen Phänomenen im Rahmen eines einheitlichen räumlichen Kontextes, soll mit dem Begriff „Raumkulturen des Büros“ erfasst werden.
Ausgehend von diesem Raumverständnis wird im vorliegenden Projekt ein Ansatz zum Neuverständnis der Entwicklung des Büros mithilfe des Foucaultschen Begriffs des Dispositivs entwickelt: Büro wird verstanden als heterogener Komplex, welcher Teil einer Machtstrategie ist. Das Büro als Raum zu analysieren heißt daher, darin die Beziehungen zu analysieren, die zwischen den Regeln des scientific managemant und der Techniken seiner Umsetzung bestehen. Dazu gehört auch der Blick auf die Formulierung der Kenntnisse, die zur spezifischen Gestaltung und zur Normierung von Büroräumen gebraucht werden, also Kenntnisse über Innenarchitektur und Hygienismus. Ein weiterer Aspekt ist schließlich das Aufkommen eines – stark weiblich geprägten - neuen Berufsstandes und einer neuen sozio-professionellen Figur – nämlich derjenigen des bzw. der Angestellten. Ein auf das Büro angewandter Begriff des Dispositivs ermöglicht nun, die Entstehung dieses Arbeitsraums vor dem Hintergrund von Konflikten und Verhandlungen zu sehen – zwischen Unternehmern, Angestellten, Berufsverbänden und dem Staat. Diese aus der Beteiligung so verschiedener Konfliktparteien entstehende Heterogenität lässt die Bürokulturen entstehen, deren Analyse sich an der médiation technique Bruno Latours orientiert.
Das Projekt berücksichtigt und untersucht eine ganze Reihe von bislang unausgeschöpften Quellen zur Entstehung des Büroraums in der Schweiz. Ziel ist es dabei, die epistemische Rolle eines Raumes zu beleuchten, der Akteur und Sediment der Geschichte zeitgenössischer Gesellschaften ist. Zugleich soll auf die kulturelle Bedeutungsvielfalt von Arbeitsräumen aufmerksam gemacht werden, die Orte beruflichen, sozialen und politischen Lernens sind.
Soziale Konstruktion im Sprechen über prekäre Arbeitsverhältnisse (Dissertation: Ove Sutter)Der Arbeitstitel meines im Oktober 2007 begonnenen Dissertationsprojekts lautet “Selbstdarstellungen im Sprechen über prekäre Arbeitsverhältnisse“. Die Relevanz des Themas entsteht durch gegenwärtig anhaltende Veränderungsprozesse der Erwerbsarbeit, die sich durch eine zunehmende Prekarisierung und gleichzeitige Flexibilisierung sowie Subjektivierung von Arbeitsverhältnissen auszeichnen (Schönberger 2007).Nicht wenige Veränderungen der Arbeitswelt wurden und werden in bedeutendem Maße durch technische Innovationen vor allem in den Bereichen der Informations- und Kommunikationstechnologie ermöglicht, strukturiert und vorangetrieben. Aus diesem Grund bildet die technikkulturelle Perspektive einen wichtigen Teilbereich des Forschungsprojekts. Dabei wird dem Grundgedanken des Konzepts Kulturwissenschaftlicher Technikforschung gefolgt, dass „Technisches allgegenwärtiger Bestandteil unserer Wissens-, Handlungs- und Orientierungssysteme geworden“ und somit von einer „Kultürlichkeit der Technik“ (Hengartner 2004) auszugehen ist. Angesichts dessen stellt sich mit Blick auf prekäre Arbeitsverhältnisse für eine biographisch ausgerichtete volkskundlich-kulturwissenschaftliche Technikforschung die Frage, wie sich der alltägliche Umgang mit Kommunikations- und Informationstechnologie in die Selbstwahrnehmung und Selbstdarstellung prekär Erwerbstätiger einschreibt, wie sich also das Verhältnis von Selbst und Technik im Zusammenhang prekärer Arbeitsverhältnisse gestaltet.Auch muss untersucht werden, welche neuen mündlichen Darstellungsformen, wie z.B. spezifische narrative Ordnungsmuster oder rhetorische Figuren im Sprechen über sich selbst angesichts sich weiter verändernder Erwerbsarbeitsbedingungen ausgebildet werden (Herlyn 2007). Im Anschluss daran wird auch gefragt, in welchem Maße mittlerweile sprachliche Selbstentwürfe technisch durchdrungen sind (Oldörp 2007).Die empirische Basis der Forschung bilden qualitative Interviews mit prekär Beschäftigten unterschiedlicher Erwerbsarbeitsfelder unter vergleichender Berücksichtigung des im Rahmen des Hamburger Forschungsprojekts „Technik als biographische Erfahrung“ erhobenen Materials aus Interviews mit Beschäftigten des Dienstleistungssektors.Ziel des Forschungsvorhabens ist es, einen empirischen Beitrag zur Darstellung prekär Erwerbstätiger im medialen wie sozial- und kulturwissenschaftlichen Diskurs zu leisten.
Darüber hinaus soll das kritisch-reflexive Wissen über die methodischen und sprachlichen Bedingungen der empirischen Grundlagen kultur- und sozialwissenschaftlicher Erforschung von prekären Arbeitsverhältnissen erweitert werden.
Gegenwart und Zukunft der Kommunikation (Thomas Hengartner, Katrin Petersen, Oliver Rump)Mit dieser Frage beschäftigten sich Studierende des Instituts für Volkskunde/Kulturanthropologie der Universität Hamburg fast zwei Jahre in einem gleichnamigen Projektseminar (2004–2006). Unter der Leitung von Professor Dr. Thomas Hengartner und Katrin Petersen (Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung) sowie Dr. Oliver Rump (Museum für Kommunikation Hamburg) erarbeiteten die Studierenden schließlich ein Ausstellungskonzept, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Am Anfang des Projektseminars standen grundlegende Forschungs- und Recherchearbeiten. In Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Ansätzen musealer Vermittlung entwickelten die Studierenden daraufhin Ideen für die kreative Darstellung ihrer Untersuchungsergebnisse. Im Anschluss des Projektseminars bildete sich eine AG, die die Ausstellung gemeinsam mit der Firma Kalliope MuseumService umsetzte. Erstmals wurde die Ausstellung – gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) – auf dem Wissenschaftssommer vom 9. bis zum 15. Juni 2007 in Essen präsentiert. Vom 24. Januar bis zum 24. März 2008 war sie im Museum für Kommunikation Hamburg zu sehen. Die Ausstellung „Gegenwart und Zukunft der Kommunikation“ stellt die alltäglichen Erfahrungen des Umgangs mit Technik in den Vordergrund. Gerade Mobiltelefon und Internet sind längst selbstverständliche Bestandteile des Alltags und seiner Handlungs-, Wissens- und Orientierungssysteme. Diese Technisiertheit des Alltags wurde von den Studierenden empirisch und theoretisch aufgearbeitet. Die Ergebnisse der Forschungsarbeiten wurden für die Ausstellung interpretierend verdichtet und – zum Teil ironisch überspitzt – als „Erfahrungstopoi“ der mobilen Kommunikation in Szene gesetzt. Ziel war eine „lebendige Ausstellung“. Die Besucher konnten ausprobieren, sich austauschen und vor allem ihre eigenen Deutungen einbringen. So verzichtete die Ausstellung weitestgehend auf erklärende Texte, vielmehr sollte im Dialog mit Inszenierungen und anderen Besuchern Kommunikation in ihrer alltäglichen, technisierten Form nicht nur greifbar, sondern auch diskutiert werden. Insgesamt luden elf Ausstellungsmodule zum Nachdenken und zum Austausch ein: Zu Beginn kennzeichneten die Module Visionsbox und Opferbox das Spannungsfeld zwischen Zukunft und Vergangenheit, in dem sich unsere Gegenwart bewegt. In der Visionsbox konnten sich die Besucher ihre ganz persönlichen Kommunikationsvisionen per E-Mail in die Zukunft schicken. Die Opferbox – eine ausgediente, gelbe Telefonzelle – gehört dagegen schon fast der (Kommunikations-)Vergangenheit an. Dort überspitzte eine Klanginstallation gegenwärtige mobile Kommunikationsanforderungen und -erwartungen. In der Bedeutungswerkstatt hatten die Besucher die Möglichkeit, eigene Erfahrungen des Umgangs mit Mobiltelefon und E-Mail zu hinterlassen. Wie unterschiedlich deren „Sitz im Leben“ bewertet wird, zeigte sich nicht nur dort, sondern auch in Interviews zur Telearbeit, denen die Besucher an Hörstationen lauschen konnten. Das Modul Aufhebung von Zeit und Raum erforderte dann wieder die Beteiligung der Besucher: Sie konnten „gefühlte Entfernungen“ zeichnerisch in Szene setzen. Im Anschluss ermöglichte ein Film von David Hohndorf die Beobachtung des homobil. Er zeigte, wie selbstverständlich wir mittlerweile das Handy in unseren Alltag einbauen. Unser durchaus widersprüchliches Verhältnis zu den Dingen thematisierten auch die folgenden zwei Module. Im Modul De-Sign regten unterschiedliche Handymodelle, ein Film und die Assoziationstapete zum Nachdenken über Form, Material und Farbe des Mobiltelefons an, während nebenan – im Modul Vergängliche Gegenwart – Alt-Handys in unterschiedliche Müllkategorien von „unhandlich“ bis „uncool“ sortiert werden konnten. Den letzten Themenkomplex bildete die Interaktion von Mensch und Maschine. Wie wir uns auch körperlich vom Handy vereinnahmen lassen, zeigten großformatige Bilder der Fotografin Nanine Renninger (Körper-Maschine). Eine andere Art der Mensch-Maschine-Kommunikation eröffnete schließlich „Emma“ – das „nicht-menschliche Wesen“. Die interaktive Installation warf die Frage auf: Können Maschinen tatsächlich handeln?
KassettenGeschichten (Gerrit Herlyn, Thomas Overdick)
Technik-Utopien als Zeitspiegel. Wunschwelten der Kommunikation. (gefördert von der Schweiz. Stiftung für Kommunikation)
Lebensreise
(mit) der Kutsche - Zur kulturellen Dynamik der Beziehungen von
technikinduzierter Lebensgestaltung und lebenspraktischer
Technikgestaltung (Dissertation: Ulrich Dienhart)Es gab und gibt viele Ideen und Anstöße, mit Hilfe von Technik mobil
sein zu können, die Welt zu er-fahren. Kutschen bilden insofern eine
interessante Gruppe von Realisationen solcher Ideen, als zwischen dem
Auftreten eines im Alltag wahrnehmbaren Verkehrsmittels bis zu ihrem
Verschwinden aus dem Alltagsbild ein Zeitraum von gut 300 Jahren liegt.
In dieser Lebenszeit hat sich eine große Vielfalt von Ausprägungen des
Artefakts »:Kutsche«, des Umgangs mit ihr sowie ihrer lebens- und
kulturgeschichtlichen Bedeutungen entfaltet. Dies ist die historische
Perspektive auf das Gewordene. Aus heutiger Perspektive auf die
300jährige Geschichte eines Verkehrsmittels geblickt stellt sich vor
allem die Frage nach dem Werden, nach dem Wesen des Neuen, das Altes
ablöst. Dann steht das Gewordene nicht mehr im Mittelpunkt einer
Kulturanalyse, sondern es wird zur Quelle, zur Spur seines Werdens.
Nicht das Neue selbst, sondern dessen Werden ist das Thema, nicht was
geworden ist, auch nicht wozu, sondern wie es initiiert wurde und wie es
sich entfalten konnte - und wieder verschwand.
Dazu ist »die
Kutsche« - eigentlich ein hybrides Ensemble aus Technik, Tier, Mensch,
Fahrsystemen und Fahrwegen, Politik, Reisekultur, Organisation, Ideen...
- ein geeignetes Studien"objekt", eingebunden in ein Netz von
kulturbedingenden wie auch kulturbedingten Prozessen der Ablösung
etablierter Praktiken (Reisen zu Fuß oder zu Pferd), der
technisch-organisatorischen Innovationen, der Verbreitung und
Demokratisierung (Fahrpost), der Konkurrenz (Eisenbahn, Dampfschiffe)
sowie des Verdrängtwerdens (Automobil, Fahrrad, Motorrad). Interessant
ist der Blick auf diese Praktiken unter den Aspekten Stabilität und
Sensibilität des Etablierten gegenüber Ereignissen, Veränderungen,
»Neuerungen« von innen und/oder von außen. Wie kommt es, dass sich auf
einmal einzelne Impulse, bestimmte Umgangsformen, Wagenmoden,
Fahrweisen, Reisepraxen oder etwa ganz neue Verkehrssysteme durchsetzten
- oder eben auch scheitern? Was stiftet gemeinsamen Sinn im Umgang mit
Technik in spontaner oder »verordneter« Form? Eine solche Perspektive
beinhaltet ebenso den Blick auf Kommunikation, Medien, Verordnungen und
Gesetzgebung.
Dabei geht es um die Ordnung der Prozesse des
Werdens selbst: In der Technikforschung dominieren bis heute zwei
Sichtweisen: Die eine betont das Deterministische, d.h. sie sucht nach
den »Gesetzmäßigkeiten«, nach den Mechanismen, die die Verläufe des
Werdens bestimmen. Die andere hingegen hebt vor allem auf den Umgang,
den individuellen Kontext und auf Kontingenzen ab. Demgegenüber soll nun
in einer speziell kulturwissenschaftlichen Auseinandersetzung eine
intermediäre Perspektive entwickelt werden, die es ermöglicht, typische
Verläufe von Neuerungen in den exemplarischen Ensembles zu verstehen,
ohne jedoch die Autonomie und Kreativität des Unvorhersehbaren, des
Andersartigen, des Eigensinnigen, des Spielerischen zu vernachlässigen.
In
einer solchen Perspektive lässt sich am Beispiel »der Kutsche« aus
einem breiten Spektrum historischer Quellen eine Konzeption zur Analyse
der Dynamik des Werdens entfalten. Dieses ermöglicht auch, über
bestehende Deutungshorizonte hinauszugehen. So muss z.B. die
Interpretation von Mobilität nicht bei einem Verständnis als Prozess der
Verflüssigung mit einhergehender Individualisierung der Gesellschaft
stehen bleiben. Mobilität kann vielmehr geradezu als Bedingung bzw.
Mittel für neue Ordnungen gesehen werden.
Von der Technisierung der Alltagswelt zum alltäglichen Umgang mit Technik
(Dissertation: Andreas Reucher)
Etwa seit der Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgten
mehrere rasch aufeinanderfolgende Technisierungsschübe, die nach und
nach alle Bereiche der Bevölkerung erreichten. Exemplarisch am Gebiet
der im sogenannten Elbe-Weser-Dreieck liegenden, heutigen Landkreise
Stade, Cuxhaven und Rotenburg (Wümme) sollen die Technisierungen in
bezug auf ihre Widerspiegelungen in zeitgenössischen Quellen untersucht
werden. Das Untersuchungsgebiet vereint - historisch gesehen - ländliche
bis städtische Strukturen in vielfältigen Ausformungen, und wies ebenso
agrarische, gewerbliche und industrielle Merkmale in einer großen
Bandbreite auf.Die historischen Quellen für die
Untersuchung stammen in erster Linie aus behördlichem und privatem
Archivgut, wobei insbesondere die gemeinhin weniger beachteten Bestände
kleinerer Archive, Museen und Privatsammlungen erschlossen werden
sollen. Daneben werden auch Sachquellen wie z.B. Bauwerke und technische
Artefakte berücksichtigt.Das Ziel der Arbeit besteht darin, das
unterschiedliche Erscheinen von exemplarischen Technologien und der
zugehörigen technischen Artefakte bei ihrem ersten Auftreten und im
Prozeß ihrer (jeweils unterschiedlich ausgeprägten) Veralltäglichung in
den Quellen herauszuarbeiten und zu analysieren. Technische Innovationen
veränderten grundlegend die Bereiche der Kommunikation (Telegraph,
Telefon, Radio), der Mobilität (Eisenbahn, Automobil, Fahrrad) und der
Arbeit (Dampfmaschinen, elektrische Kraftanlagen, gewerbliche und
private Maschinen). Sie sollen auf die ihnen zeitgenössisch
zugeschriebenen Bedeutungen und Bewertungen hin untersucht und
miteinander verglichen werden. Der Vergleich soll die Art und Weise
analysieren, wie, d.h. in welchen Quellen und mit welchen expliziten und
impliziten Zuschreibungen, die Technik erscheint.Im Zentrum der
Arbeit soll nach der Erfahrungsebene gefragt werden, wie die Menschen
technische Innovationen aufnehmen, bewerten, in ihren Alltag
integrieren, ihr Vorhandensein dokumentieren und nach außen tragen - und
wie im Verlauf die Ausdrucksformen und damit die Erfahrungen sich
entwickeln. Demgegenüber kommt der Erarbeitung einer an den
Technologien, Systemen und technischen Artefakten orientierten
Geschichte der Technisierung des Untersuchungsgebietes eine
untergeordnete, wenngleich grundlegende Bedeutung, zu.
Klangwelt der Technik (DFG-Projekt: Uta Rosenfeld, Johannes Müske) Klangwelt der Technik ist ein Teilbereich des Kollegs Kulturwissenschaftliche Technikforschung, angesiedelt am Institut für Volkskunde der Universität Hamburg, das aus Mitteln des Leibniz-Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird.
Klangwelt der Technik ist eine Kooperation zwischen Kulturwissenschaft, Rundfunkarchiven und Medienanstalten.
Klangwelt der Technik bringt Alltagsgeschichte zum Klingen und vermittelt akustische Fundstücke und alltagsgeschichtlich wichtige Hörquellen an ein breites Publikum.
Klangwelt der Technik arbeitet mit und verarbeitet O-Töne von den Anfängen der Ton-Aufzeichnung bis heute – quer durch alle Genres (Hörfunkbeiträge, Sketche, Hörspiele, Interviews, Musik und Sounds). Zudem werden auch selbst erhobene Interviews und aufgenommene Soundscapes verwendet.
Klänge und Töne als cultural property? (Thomas Hengartner, Johannes Müske)
Forschungsprojekt: Protest als Medium – Medien des Protests, Universität Luzern (Marion Hamm) Das vom Schweizer Nationalfonds geförderte Forschungsprojekt Protest als Medium – Medien des Protests an der Universität Luzern (2006-2012) untersucht den Medieneinsatz aktueller Protestbewegungen. Ausgehend von der globalisierungskritischen Bewegung (bekannt durch Massenproteste wie die von Seattle und Genua) hat es seit 2004 eine flexible organisatorische Neuverknüpfung einzelner Gruppen entlang des Themas prekarisierter Arbeits- und Lebensbedingungen gegeben. Die Flexibilisierung, Feminisierung und Prekarisierung „postfordistischer“ Beschäftigungsverhältnisse, seit einigen Jahren Thema sozialwissenschaftlicher Untersuchungen, wird von sozialen Protestbewegungen öffentlich thematisiert. Dieser Protest wird u.a. in den jährlich in verschiedenen europäischen Städten stattfindenden MayDay-Paraden sichtbar. Das Projekt untersucht den konkreten Medieneinsatz dieser aktuellen Protestbewegung im Zusammenhang mit der allgemeinen gesellschaftlichen und medialen Funktion von Protest als solchem. Ein theoretischer Projektteil untersucht aus der Perspektive von Medientheorie, politischer Soziologie und politischer Theorie die allgemeine Funktion von Protest als Medium. Im Zentrum der diskursanalytisch und ethnographisch ausgerichteten empirischen Projektteile steht die Verwendung von (Gegen-)Medien – den Medien des Protests.