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Physik-Institut

Wolfgang Jaus

Wolfgang Jaus, Prof. Dr.

  • 1971-2002 Theoretische Physik

In Memoriam Wolfgang Jaus (14. Januar 1938 – 4. Juli 2024)

Verstorben am 4. Juli 2024 im Alter von 90 Jahren.

Wolfgang Jaus war von 1978 bis zu seiner Pensionierung 2002 Titularprofessor für theoretische Physik am Institut für theoretische Physik der Universität Zürich.

1960 kam Wolfgang Jaus (1938 - 2024) als Physikstudent nach Zürich. Zu dieser Zeit wirkte Walter Heitler (1904 - 1981), eine der führenden Persönlichkeiten der europäischen Physik, an der Universität Zürich und zog viele Physiker aus ganz Europa an, so auch Wolfgang Jaus.

Wolfgang Jaus wurde am am 14. Januar 1938 in Marbach am Neckar geboren. Nach seiner Schulzeit in Konstanz begann er sein Physikstudium in Tübingen und setzte es ab 1960 in der Schweiz an der Universität Zürich unter dem Einfluss von Walter Heitler fort. Wolfgang Jaus schloss 1966 sein Studium mit der Promotion über ‘Symmetrieeigenschaft des Zustandsvektors von zwei zerfallenden Teilchen’ bei Heitler ab. Danach setzte er seine akademische Laufbahn an der UZH fort, was damals nicht unüblich war, gelegentlich unterbrochen von Forschungsaufenthalten in Irland und später auch in den USA. 1971 wurde er Privatdozent und 1978 Titularprofessor. Wolfgang Jaus war nicht nur ein passionierter Wissenschaftler, er war auch ein sehr sorgfältiger Lehrer, dessen Vorlesungen stets klar und systematisch aufgebaut waren.

Die wissenschaftlichen Interessen von Wolfgang Jaus waren zunächst bestimmt von den markanten Entwicklungen in der Feldtheorie der 50er Jahre einerseits und ihrer Anwendungen auf Mesonen und Nukleonen. Die Dissertation von Wolfgang Jaus befasste sich mit einer grundsätzlichen Frage, ob zerfallende Teilchen den üblichen Symmetrie-Regeln von stabilen Teilchen, die entweder Bosonen oder Fermionen sind, gehorchen. Jaus zeigte, dass dies nicht der Fall war. Nach der Promotion wandte sich Jaus dann mehr und mehr den De

tails der Wechselwirkungen von Mesonen und Nukleonen zu. Ziel dieser Arbeiten war, die fundamentalen Kräfte in den messbaren Prozessen durch oft aufwendige Berechnungen sichtbar zu machen und so ihre Eigenschaften zu bestimmen. In einer Arbeit von 1968 behandelte er erstmals die elektromagnetischen Strahlungskorrekturen zum Beta-Zerfall. Diese Arbeit wurde dann in der Folgezeit in Zusammenarbeit mit Günther Rasche erweitert und führte zum heute etablierten Zugang zu elektromagnetischen Präzisionsvorhersagen für Beta-Zerfälle. In seiner Forschungstätigkeit hat Wolfgang Jaus diesen Zugang kontinuierlich erweitert und auf eine Vielzahl von Zerfallsprozessen angewandt.

Eine wichtige Entwicklung begann um 1970 mit der Zusammenarbeit mit Günther Rasche, der seit 1961 am Institut war. Gemeinsam entwickelten sie einen Formalismus, um die elektromagnetischen Korrekturen zu supererlaubten Beta-Zerfällen zu berechnen. Diese Zerfälle ermöglichen es, eine der fundamentalen Grössen in der Teilchenphysik genau zu messen, das Element Vud der Quark-Mischungsmatrix. Diese Grösse ist sehr sensitiv auf Effekte neuer (noch unentdeckter) Teilchen und Kräfte. Es hat sich gezeigt, dass die Resultate von Jaus und Rasche bis heute Geltung haben und entsprechend weiterentwickelt werden. So wurde beispielsweise der grundlegende Artikel von Jaus und Rasche von 1970 auch in diesem Jahr bereits dreimal zitiert, 54 Jahre nach seiner Publikation.

Die Universität Zürich, die Kolleginnen und Kollegen und die ehemaligen Studierenden gedenken Wolfgang Jaus in Dankbarkeit für seine Beiträge zum Erfolg und Wohlergehen unseres Institutes.

In memoriam: Wolfgang Jaus (14 January 1938 – 4 July 2024)

Died on 4 July 2024 at the age of 86.

Wolfgang Jaus was Professor of Theoretical Physics at the Institute of Theoretical Physics at the University of Zurich from 1978 until his retirement in 2002.

In 1960 Wolfgang Jaus (1938 - 2024) came to Zurich as a physics student. At that time Walter Heitler (1904 - 1981), one of the leading figures in European physics, was working at the University of Zurich, attracting many physicists from all over Europe, among them Wolfgang Jaus.

Wolfgang Jaus was born in Marbach am Neckar on 14 January 1938. After attending school in Konstanz, he began his physics studies in Tübingen and continued studying from 1960 at the University of Zurich under the influence of Walter Heitler. Wolfgang Jaus completed his studies in 1966 with a doctorate on the ‘Symmetry Property of the State Vector of two Decaying Particles’ under Heitler. He then continued his academic career at the UZH, which was not unusual at the time, occasionally interrupted by research stays in Ireland and later also in the USA. In 1971 he became a private lecturer and in 1978 a titular professor. Wolfgang Jaus was not only a passionate scientist, he was also a very conscientious teacher whose lectures were always clearly and systematically structured.

Wolfgang Jaus' scientific interests were initially driven by the striking developments in field theory in the 1950s on the one hand and their applications to mesons and nucleons on the other. Wolfgang Jaus's doctoral thesis dealt with a fundamental question, whether decaying particles obey the usual symmetry rules of stable particles, which are either bosons or fermions; Jaus showed that this was not the case. After his doctorate, Jaus then turned more and more to the details of the interactions of mesons and nucleons. In a 1968 paper, he dealt for the first time with electromagnetic radiation corrections to beta decay. This work was subsequently expanded in collaboration with Günther Rasche and led to the now established approach to electromagnetic precision predictions for beta decay. In his research activities, Wolfgang Jaus has continuously extended this approach and applied it to a large number of decay processes.

An important development began around 1970 in collaboration with Günther Rasche, who had been at the institute since 1961. Together they developed a formalism to calculate the electromagnetic corrections to super-allowed beta decays. These decays make it possible to precisely measure one of the fundamental quantities in particle physics, the element Vud of the quark mixing matrix. This quantity is very sensitive to the effects of new (as yet undiscovered) particles and forces. It has been shown that the results of Jaus and Rasche are still valid today and are being further pursued accordingly. For example, the fundamental article by Jaus and Rasche from 1970 has already been cited three times this year, 54 years after its publication.

The University of Zurich, colleagues and former students honour the memory of Wolfgang Jaus in gratitude for his contributions to the success and well-being of our institute.