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Die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Zürich verleiht die Würde einer Doktorin ehrenhalber an Frau Prof. Dr. Ada Neschke-Hentschke in Anerkennung ihres Lebenswerkes für die Philosophiegeschichte des Rechts, das insbesondere die Auswirkungen und die Bedeutung der erkenntnistheoretischen, ethischen und politischen Fragen der Antike für die moderne Rechts- und Staatstheorie deutlich macht.
Ada Neschke, geb. Hentschke (am 22. September 1942 in Berlin, mit deutscher und seit 2007 auch schweizerischer Staatsangehörigkeit) promovierte 1968 in Frankfurt am Main nach dem Studium der Klassischen Philologie, Philosophie und Politikwissenschaft in Frankfurt und Heidelberg. 1977 habilitierte sie sich in Frankfurt und erhielt die venia legendi für Klassische Philologie und gleichzeitig die Lehrbefugnis für Philosophie. Ab 1980 lehrte sie als Professorin an der Universität Frankfurt Philologie und Philosophie, als Gastprofessorin an der Universität Charles de Gaulle / Lille III (F) 1978, 1983, 1985 und 1989/1990 auf dem Lehrstuhl Cardinal Mercier der Universität Louvain-la-Neuve (B). 1991 erhielt Ada Neschke einen Ruf als ordentliche Professorin für Antike Philosophie und Geschichte der Philosophie an die Universität Lausanne, den sie bis zu ihrer Emeritierung im Jahre 2006 ausübte; seither gehört sie der Universität als Honorarprofessorin an.
Ihren Forschungs- und Publikationsschwerpunkt bildet die Praktische Philosophie der Antike, hauptsächlich die Themen Ethik, Recht und Politik, wobei insbesondere die in der griechischen Philosophie zuerst gestellte Frage nach dem Verhältnis von Recht, Gerechtigkeit und Macht ihr Interesse erregte. Anlass zu dieser Frage gaben das Studium der Schrift Platons, die Gesetze und die Politik des Aristoteles. Die zentrale Rolle, welche die Klassische Politiktheorie (Platon, Aristoteles, später auch Cicero) den Phänomenen von Recht und Gerechtigkeit für die Polis zubilligt, liess sie die Kritik Karl Poppers an Platon zurückweisen und lieferte das Motiv zur Untersuchung, wie weit die an die Idee der Gerechtigkeit gebundene Herrschaft auf das mittelalterliche, neuzeitliche und moderne Denken und damit insbesondere auch auf die Ausbildung des modernen Rechtsstaates Einfluss genommen hat. Mit dem Nachweis dieses Einflusses betont sie die Bedeutung des antiken Erbes für die politische Realität der Gegenwart und die Aufgabe der politischen Philosophie, die Frage der gerechten Herrschaft angesichts des historischen Wandels je neu zu durchdenken.
Ihre ergänzenden Forschungsinteressen betreffen die Philosophische Anthropologie als Grundlage einer praktisch-politischen Philosophie und die Hermeneutik der Humanwissenschaften. Zu diesen drei thematischen Schwerpunkten hat sie je eine internationale Vereinigung begründet, beziehungsweise mitbegründet: Herméneutique, mythe et image (Zentrum Lille), Collegium politicum (Zentrum Madrid) und Philosophische Anthropologie (Paris, Prag und Dresden). Sie ist Mitglied der International Plato Society und der Schweizer Vereinigung der Rechts- und Sozialphilosophie, in deren Vorstand sie von 2003 bis 2007 mitwirkte. Als Angehörige der Universität Lausanne war sie von 2000 bis 2002 Vizedekanin der Faculté des lettres und leitete anschliessend, von 2003 bis 2005, das Centre lémanique d’enseignement et de recherche interdisciplinaire: Nature, sciences et société. Auf Bundesebene war Ada Neschke 1994 Mitbegründerin, Vize-Präsidentin (1994–95) und Präsidentin (1995–96) des Kollegiums der Schweizer Philosophieprofessoren und -professorinnen, und 1997 wurde sie in den Schweizer Wissenschaftsrat berufen (bis 1999).
Ihre bedeutendsten Buchveröffentlichungen sind: