Navigation auf uzh.ch
Prof. Dr. Birgit Meyer
Die Theologische Fakultät der Universität Zürich verleiht die Würde einer Doktorin ehrenhalber an die Anthropologin und Religionswissenschaftlerin Prof. Dr. Birgit Meyer. Die Fakultät würdigt Prof. Dr. Meyer für ihre Forschung zum afrikanischen Pentekostalismus, welche die Diversität des globalen Christentums vor Augen führt, und dankt ihr für zahlreiche Anstösse, Religion in ihren vielfältigen medialen, visuellen und materiellen Ausdrucksformen sowie in ihrer Funktion als Kulturerbe zu erforschen.
Birgit Meyer, geboren 1960 in Emden (Ostfriesland), ist eine deutsche Religionswissenschaftlerin und Kulturanthropologin, die seit 2011 an der Universität Utrecht tätig ist.
Meyer studierte ab 1978 vergleichende Religionswissenschaft und Pädagogik an der Universität Bremen, ab 1985 Kulturanthropologie an der Universität Amsterdam (LERU-Partnerin der UZH), an der sie 1995 mit der Arbeit Translating the Devil: An African Appropriation of Pietist Protestantism. The Case of the Peki Ewe, 1847–1992 promoviert wurde.
Danach war sie in Amsterdam am Forschungszentrum für Religion und Gesellschaft tätig, 2004 bis 2011 als Professorin für Kulturanthropologie. 2011 wurde sie als Professorin für Religionswissenschaft an die Universität Utrecht (ebenfalls Mitglied der LERU) berufen.
Meyers Selbstcharakterisierung auf der Webseite der Universität Utrecht lautet: “Trained as a cultural anthropologist and working on lived religion in Ghana for more than 20 years, Birgit Meyer studies religion from a global and post-secular perspective. Her research is driven by an urge to make sense of the shifting place and role of religion in our time, and to show that scholarly work in the field of religion is of eminent concern to understanding the shape of our world in the early 21st century. In so doing, she seeks to synthesize grounded fieldwork and theoretical reflection in a broad multidisciplinary setting. Her main research foci are the rise and popularity of global Pentecostalism; religion, popular culture and heritage; religion and media; religion and the public sphere; religious visual culture, the senses and aesthetics.”
Birgit Meyer trat zunächst durch Forschungen zu christlicher Religion im postkolonialen Westafrika, insbesondere Pentekostalismus und Neo-Kapitalismus in Ghana hervor, dann durch zahlreiche Publikationen im Bereich visueller und materieller religiöser Kultur (englisch: Visual and Material Religion). Neuere Forschungen behandeln Fragen der Bedeutung und Funktion von Religion und religiöser Kultur als materielles und immaterielles Kulturerbe (heritagization of religion), sowohl in zunehmend säkularisierten europäischen Gesellschaften als auch in Migrationskontexten.
Meyers wissenschaftliches Oeuvre zeichnet sich nicht nur durch Umfang und Originalität der eigenen Forschungen, sondern auch durch hohes Engagement in postkolonial-transkontinentalen und interdisziplinären Kooperationen aus, die ihren Niederschlag in zahlreichen Tagungsinitiativen und Herausgeberschaften gefunden hat. 2000 bis 2006 leitete Meyer das Forschungsprojekt der niederländischen Forschungsorganisation NWO Modern Mass Media, Religion and the Imagination of Communities. 2010/11 war sie Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. 2011 erhielt sie den Anneliese Maier-Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung, mit dem sie ihr Forschungsprojekt Habitats and Habitus: Politics and Aesthetics of Religious World Making an der Universität Utrecht und dem Berliner Zentrum Moderner Orient umsetzte. 2015 wurde sie als Akademie-Professorin ausgezeichnet und erhielt den Spinoza-Preis, den höchsten Wissenschaftspreis der Niederlande, mit dem sie an der Universität Utrecht das Projekt Religious Matters in an Entangled World initiieren konnte.
Birgit Meyer ist Mitherausgeberin der internationalen Fachzeitschrift Material Religion und der Buchreihe Material Mediations, und stellvertretende Vorsitzende des International African Institute in London. Seit 2007 ist sie Mitglied der Königlich Niederländischen, seit 2022 Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.