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Institut für Erziehungswissenschaft

Master Forschungsseminare

Schwerpunktübergreifendes Forschungsseminar mit Beginn HS 2024

Titel:

Erforschung von biografischen Übergängen in (ausser-)schulischen und (aus-)bildungsbezogenen Kontexten

Beschreibung

Die erziehungswissenschaftliche Forschung beschäftigt sich mit unterschiedlichen biografischen Übergängen und deren Bewältigung. Dazu gehören Übergänge zwischen verschiedenen institutionellen Kontexten, wie z.B. von der Kita in den Kindergarten oder von der obligatorischen Schule in den Lehrbetrieb, aber auch Übergänge in konkreten Lebensphasen, wie beispielweise der Auszug aus dem Elternhaus im jungen Erwachsenenalter ins selbstständige Wohnen oder die Aufnahme einer neuen Arbeitstätigkeit. Walther (2014) geht davon aus, dass aktuell eine Zunahme von Übergängen in persönlichen Biografien stattfindet (z.B. Arbeitsstellenwechsel) und damit auch vermehrt Herausforderungen verbunden sind. Übergänge sind mit sehr individuellen Erfahrungen verbunden und können gemäss Hof (2022) Lernanlässe sein, auf die mit der Entwicklung von neuen Fähigkeiten, der Aneignung von neuen Verhaltensweisen und durch die Übernahme von neuen Rollen reagiert werden muss. Die Bewältigung solcher Übergangssituationen ist von persönlichen Ressourcen, bestehenden Erfahrungen und dem sozialen Umfeld abhängig. Zudem sind Übergänge durch «normative Setzungen» (Demmer, 2017, S. 16), wie z.B. das Schuleintrittsalter, Übergangsbestimmungen oder Bedingungen des Arbeitsmarkts gekennzeichnet. Solche normativen Setzungen wirken sich auf die jeweiligen Übergangsmöglichkeiten und somit auf die individuellen Lebensverläufe aus.

Im Forschungsseminar werden unterschiedliche theoretische und forschungsmethodische Zugänge zur Betrachtung und Analyse von biografischen Übergängen in (ausser-)schulischen und (aus-)bildungsbezogenen Kontexten bearbeitet. Dabei stehen folgende übergeordneten Fragestellungen im Zentrum: Von welchen Normen sind Übergänge in verschiedenen Bereichen (z.B. Schule oder sozialpädagogischen Einrichtungen) geprägt? Welche Rolle spielen dabei Faktoren wie z.B. das Geschlecht, die Herkunft oder das Vorliegen einer Behinderung? Welche historischen Kontinuitäten und Veränderungen lassen sich hinsichtlich von Übergängen feststellen? Wie werden Übergänge von den Betroffenen wahrgenommen? Welche Ressourcen zur Bewältigung von Übergängen stehen zur Verfügung? Welche Rolle spielen Eltern, Geschwister, Peers, Lehrpersonen oder andere Fachpersonen bei Übergängen?

Ausgehend von den unterschiedlichen Zugängen und möglichen Forschungsfeldern werden die Studierenden im Forschungsseminar angeleitet, eigenständige Forschungsprojekte zur Seminarthematik zu konzipieren und umzusetzen. Aufgrund des breit gefassten Themas haben die Studierenden die Möglichkeit unterschiedlichen Interessen nachzugehen und verschiedenste Fragestellungen mit unterschiedlichen Forschungsmethoden zu bearbeiten. Je nach Fragestellung können die studentischen Forschungsprojekte quantitativ, qualitativ als auch historisch ausgerichtet sein. Die Zusammenarbeit mit der Fachstelle Methoden zur Unterstützung der studentischen Forschungsprojekte ist vorgesehen.

Der Leistungsnachweis besteht aus drei obligatorischen Teilen: Präsentation und Verschriftlichung von Forschungs- und Designideen in Form eines Forschungskonzeptes (30%), Gestaltung und Präsentation eines Forschungsposters (40%) und schriftliche Reflexion über den Forschungsprozess (30%). Es müssen alle Teile des Portfolios erbracht werden.

Zeitfenster: Freitag, 10.15 - 13.45 Uhr, diverse Termine siehe VVZ
Dozierende:

Isabelle Duss, Bettina Kunz

Modulverantwortung: Prof. Dr. Peter Rieker

Schwerpunktübergreifendes Forschungsseminar mit Beginn FS 2024

Titel:

Gewalt in der Erziehung: Historische und aktuelle Perspektiven

Beschreibung

Zahlreiche historische Quellen, die von grausamen pädagogischen Strafpraktiken berichten, stehen lediglich exemplarisch für eine in ihrer Tragweite für die Erziehung bedeutsamen – in der historischen Forschung oft vernachlässigten und im Selbstverständnis der Pädagogik oft verdrängten – Erziehungspraxis. Dabei beschränkt sich Gewalt in der Erziehung weder auf körperliche Züchtigung, Arreststrafen und Essensentzug, noch auf die Vergangenheit. Verschiedene Formen von Gewalt (physisch, psychisch, sexuell) sind auch heute noch in verschiedenen Erziehungskontexten präsent. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Trennung von Gewalt- und Machtfragen gelegt sowie auf die Bedeutung von Fragen der (Ohn)Macht in diesem Kontext.

Gewalt in der Erziehung fand und findet sich in Familien genauso wie in pädagogischen Institutionen wie der Schule, Internaten, Kinder- und Jugendheimen oder sonderpädagogischen Einrichtungen für Menschen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen. Im Zentrum des Seminars stehen folgende Fragen: Welche historischen Kontinuitäten und Veränderungen lassen sich in den disziplinären und öffentlichen Debatten sowie in den konkreten Praktiken von Gewalt in der Erziehung in Familien und in Institutionen ausmachen? Welche Bedeutung kommen dabei Fragen von Macht zu? Inwiefern sind bestimmte Gruppen, wie zum Beispiel Menschen mit einer Behinderung, besonders von Gewalt und Machtmissbrauch in der Erziehung betroffen? Welche evidenzbasierten Verfahren zur Gewaltprävention in der Erziehung gibt es?

Das Forschungsseminar bietet den Masterstudierenden die Möglichkeit, sich mit verschiedenen Aspekten von Gewalt in der Erziehung auseinanderzusetzen. Im Seminar werden historische und aktuelle Perspektiven auf das Thema diskutiert. Dabei werden auch spezifische Herausforderungen im Umgang mit Gewalt in der Erziehung in unterschiedlichen Kontexten (Schule, Familie, Institutionen) thematisiert. Darüber hinaus werden mögliche Ursachen für Gewalt in der Erziehung sowie Präventions- und Interventionsansätze diskutiert. Besonderes Augenmerk wird auf die Komplexität und Vielschichtigkeit des Themas gelegt, einschliesslich der Wechselwirkungen zwischen individuellen, sozialen und kulturellen Faktoren. Das Seminar bietet den Studierenden die Möglichkeit, ihr Wissen zur Thematik zu vertiefen, kritische Diskussionen zu führen und ihre Forschungskompetenzen zu verbessern, indem sie sich mit aktuellen Forschungsergebnissen und verschiedenen methodischen Ansätzen auseinandersetzen.

Ausgehend von den hier skizzierten Themenschwerpunkten werden die Studierende im Seminar dazu angeleitet, eine eigenständige Forschungsarbeit zu konzipieren und durchzuführen. Die studentischen Forschungsprojekte sind entweder gegenwartsbezogen quantitativ oder qualitativ ausgerichtet oder historisch angelegt. Sie werden entweder auf der Basis von öffentlich zugänglichen Daten, von selbst erhobenem Datenmaterial oder von Archiv- und anderen Quellenmaterialien erarbeitet. Eine Zusammenarbeit mit der Fachstelle Methoden ist vorgesehen.

Aufgrund der weit gefassten Forschungsperspektive können unterschiedliche Fragestellungen mit verschiedenen erziehungswissenschaftlichen Forschungsmethoden bearbeitet werden, so dass das Forschungsseminar eine grosse Bandbreite an Interessenslagen von Studierenden abzudecken vermag.

Der Leistungsnachweis besteht aus drei obligatorischen Teilen: Präsentationen von Forschungs- und Designideen (30%), Gestaltung und Präsentation eines Forschungsposters (40%) und kurze schriftliche Reflexion über den Forschungsprozess (30%). Es müssen alle Teile des Portfolios erbracht werden.

Zeitfenster: Freitag, 8.00 - 12.00 Uhr, Termine siehe VVZ
Dozierende:

Dr. Daniel Deplazes, Dr. Mireille Tabin

Modulverantwortung: Prof. Dr. Peter Rieker

Schwerpunktübergreifendes Forschungsseminar mit Beginn HS 2023

Titel:

Praktische Herausforderungen empirischer Forschung mit Kindergartenkindern

Beschreibung

Verschiedene erziehungswissenschaftliche Disziplinen beschäftigen sich mit der Entwicklung kognitiver, motivationaler und sozio-emotionaler Kompetenzen von Kindern. Der stärker werdende Fokus von Wissenschaft und Politik auf die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung erfordert die Untersuchung von Entwicklungen bereits im Kindergartenalter. Der empirischen Forschung mit jungen Kindern, insbesondere wenn diese im Rahmen gross angelegter «large scale assessments» durchgeführt wird, stellen sich jedoch vielseitige Herausforderungen. Während Forschung im Schulalter über Fragebögen stattfinden kann, müssen für Kinder, die erst Lesen und Schreiben lernen, neue und kreative Lösungen gefunden werden. Das wirft technische und methodische Fragen auf. Wie lassen sich beispielsweise grössere Erhebungen im Klassenkontext durchführen? Welche technischen Hilfsmittel lassen sich einsetzen? Was passiert, wenn die Testleiter:innen eine stärkere Rolle einnehmen? Welche Kompetenzen brauchen diese? Welche Massnahmen der Standardisierung und Qualitätssicherung müssen eingesetzt werden? Welchen Einfluss üben technische Neuerungen auf die Umsetzung psychologischer Konzepte in Erhebungen aus?

Ab Januar 2024 stellen sich ebendiese Fragen ganz konkret für die Zürcher Lernverlaufserhebung (ZHLV), an der ein Konsortium aus Forschenden der UZH, der PHZH und der PHTG beteiligt ist. In dieser Längsschnittstudie sollen 2'000 Kinder ab dem Kindergarten hinsichtlich fachlicher und überfachlicher Kompetenzen und deren Vorläuferfertigkeiten getestet sowie zu einer Reihe von Personenfaktoren befragt werden. Damit bietet sich für Master-Student:innen der Erziehungswissenschaften eine einmalige Gelegenheit, solche technisch-methodischen Fragen der empirischen Forschung ganz praktisch in einem echten, grossangelegten Forschungsprojekt zu bearbeiten. Das zweisemestrige Forschungsseminar bietet damit einen Rahmen für die inhaltliche Auseinandersetzung mit den Herausforderungen empirischer Forschung mit Kindern, die aktive Teilnahme an der Erhebung sowie die Entwicklung und Bearbeitung eines eigenen Forschungsprojekts.

Im Seminar soll auf die Frage fokussiert werden, welche erhebungstechnischen Effekte sich bei spezifischen Erhebungstechniken und Erhebungsmethoden für Kindergartenkinder ergeben können. Im HS 23 soll dafür eine inhaltliche Auseinandersetzung mit Erhebungsmethoden für Kindergartenkinder und die spezifischen Herausforderungen von Testleiter:innen-Effekten, Schulungseffekten und von Beobachtungs- und Selbstaussageinstrumenten usw. geleistet werden. Aus dieser entwickeln die Student:innen dann konkrete Forschungsfragen, die sie anhand der Erhebungen der ZHLV praktisch umsetzen können. Dafür nehmen sie als Testleiter:innen (nach einer Schulung) in den ersten Januarwochen 2024 aktiv an den Erhebungen teil und können für ihr Forschungsprojekt auch auf Daten der Erhebung zurückgreifen.

Alternativ besteht die Möglichkeit, die Erhebungen qualitativ zu begleiten und im Hinblick auf die erfolgreiche Umsetzung der Erhebungstechniken und Erhebungsmethoden zu evaluieren. Damit liegt der inhaltliche Kern des Forschungsseminars in der Auseinandersetzung mit Erhebungstechniken und Erhebungsmethoden. Methodisch ist das Forschungsseminar aber nicht auf quantitative Erhebungen begrenzt. Es gibt auch die Möglichkeit, Beobachtungsdaten (Videos) oder Sprachproben (Audios) qualitativ zu analysieren oder auch eine historisch-textanalytische Forschungsarbeit zu entwickeln.

Der Leistungsnachweis besteht aus einer in Gruppenarbeit verschriftlichten Forschungsarbeit (80 %) und der kurzen schriftlichen Reflexion der Erhebungsteilnahme (20 %; je nach Forschungsprojekt, integraler Bestandteil).

Zeitfenster: Freitag, 10.15-13.45 Uhr, diverse Termine siehe VVZ
Dozierende:

Dr. Susanne Ender, Dr. Kai Schudel

Modulverantwortung: Prof. Dr. Peter Rieker