Navigation auf uzh.ch

Suche

ISEK - Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft Populäre Kulturen

Gegenwart und Zukunft der Kommunikation

Eine Ausstellung über Menschen, Technik und Alltag

Wie lassen sich „Gegenwart und Zukunft der Kommunikation“ ausstellen?

Mit dieser Frage beschäftigten sich Studierende des Instituts für Volkskunde/Kulturanthropologie der Universität Hamburg fast zwei Jahre in einem gleichnamigen Projektseminar (2004–2006). Unter der Leitung von Professor Dr. Thomas Hengartner und Katrin Petersen (Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung) sowie Dr. Oliver Rump (Museum für Kommunikation Hamburg) erarbeiteten die Studierenden schließlich ein Ausstellungskonzept, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt.
Am Anfang des Projektseminars standen grundlegende Forschungs- und Recherchearbeiten. In Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Ansätzen musealer Vermittlung entwickelten die Studierenden daraufhin Ideen für die kreative Darstellung ihrer Untersuchungsergebnisse. Im Anschluss des Projektseminars bildete sich eine AG, die die Ausstellung gemeinsam mit der Firma Kalliope MuseumService umsetzte. Erstmals wurde die Ausstellung – gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) – auf dem Wissenschaftssommer vom 9. bis zum 15. Juni 2007 in Essen präsentiert. Vom 24. Januar bis zum 24. März 2008 war sie im Museum für Kommunikation Hamburg (www.museumsstiftung.de/hamburg) zu sehen.
Die Ausstellung „Gegenwart und Zukunft der Kommunikation“ stellt die alltäglichen Erfahrungen des Umgangs mit Technik in den Vordergrund. Gerade Mobiltelefon und Internet sind längst selbstverständliche Bestandteile des Alltags und seiner Handlungs-, Wissens- und Orientierungssysteme. Diese Technisiertheit des Alltags wurde von den Studierenden empirisch und theoretisch aufgearbeitet.
Die Ergebnisse der Forschungsarbeiten wurden für die Ausstellung interpretierend verdichtet und – zum Teil ironisch überspitzt – als „Erfahrungstopoi“ der mobilen Kommunikation in Szene gesetzt. Ziel war eine „lebendige Ausstellung“. Die Besucher konnten ausprobieren, sich austauschen und vor allem ihre eigenen Deutungen einbringen. So verzichtete die Ausstellung weitestgehend auf erklärende Texte, vielmehr sollte im Dialog mit Inszenierungen und anderen Besuchern Kommunikation in ihrer alltäglichen, technisierten Form nicht nur greifbar, sondern auch diskutiert werden.
Insgesamt luden elf Ausstellungsmodule zum Nachdenken und zum Austausch ein: Zu Beginn kennzeichneten die Module Visionsbox und Opferbox das Spannungsfeld zwischen Zukunft und Vergangenheit, in dem sich unsere Gegenwart bewegt. In der Visionsbox konnten sich die Besucher ihre ganz persönlichen Kommunikationsvisionen per E-Mail in die Zukunft schicken. Die Opferbox – eine ausgediente, gelbe Telefonzelle – gehört dagegen schon fast der (Kommunikations-)Vergangenheit an. Dort überspitzte eine Klanginstallation gegenwärtige mobile Kommunikationsanforderungen und -erwartungen.

In der Bedeutungswerkstatt hatten die Besucher die Möglichkeit, eigene Erfahrungen des Umgangs mit Mobiltelefon und E-Mail zu hinterlassen. Wie unterschiedlich deren „Sitz im Leben“ bewertet wird, zeigte sich nicht nur dort, sondern auch in Interviews zur Telearbeit, denen die Besucher an Hörstationen lauschen konnten. Das Modul Aufhebung von Zeit und Raum erforderte dann wieder die Beteiligung der Besucher: Sie konnten „gefühlte Entfernungen“ zeichnerisch in Szene setzen. Im Anschluss ermöglichte ein Film von David Hohndorf die Beobachtung des homobil. Er zeigte, wie selbstverständlich wir mittlerweile das Handy in unseren Alltag einbauen.
Unser durchaus widersprüchliches Verhältnis zu den Dingen thematisierten auch die folgenden zwei Module. Im Modul De-Sign regten unterschiedliche Handymodelle, ein Film und die Assoziationstapete zum Nachdenken über Form, Material und Farbe des Mobiltelefons an, während nebenan – im Modul Vergängliche Gegenwart – Alt-Handys in unterschiedliche Müllkategorien von „unhandlich“ bis „uncool“ sortiert werden konnten.
Den letzten Themenkomplex bildete die Interaktion von Mensch und Maschine. Wie wir uns auch körperlich vom Handy vereinnahmen lassen, zeigten großformatige Bilder der Fotografin Nanine Renninger (Körper-Maschine). Eine andere Art der Mensch-Maschine-Kommunikation eröffnete schließlich „Emma“ – das „nicht-menschliche Wesen“. Die interaktive Installation warf die Frage auf: Können Maschinen tatsächlich handeln?

Weiterführende Informationen

Title

Teaser text