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Verstorben am 12. Mai 2020 im Alter von 81 Jahren.
Hans-Peter Naumann war ein international anerkannter Experte im Bereich der Runologie und der historischen nordischen Sprachwissenschaft. Vor allem aber beeindruckt sein wissenschaftliches Oeuvre aufgrund seiner vielfältigen fachlichen Interessen. So umfassen seine Arbeiten nicht nur die germanische und nordische Sprachgeschichte, er widmete sich in seinen Arbeiten auch immer wieder der modernen Literatur- und Kulturwissenschaft.
Hans-Peter Naumann wurde 1979 zum ausserordentlichen, 1988 zum ordentlichen Professor für Nordische Philologie am Deutschen Seminar berufen und lehrte bis zu seiner 2006 erfolgten Emeritierung. Er war während vieler Jahre Vorsteher der Abteilung für Nordische Philologie. In seiner Forschungs- und Lehrtätigkeit legte Hans-Peter Naumann, der in Freiburg im Breisgau studiert hatte und nach Anstellungen an den Universitäten Saarbrücken, Zürich und München 1979 auf ein neu geschaffenes Extraordinariat für Nordische Philologie an der Universität Zürich berufen wurde, immer Wert darauf, die Studierenden für sämtliche Aspekte des Fachs Skandinavistik zu begeistern.
Auch in seinen Forschungspublikationen deckte er die Nordische Philologie vom Frühmittelalter bis hin zur Gegenwart ab. Dabei fühlte er sich sowohl in der skandinavischen Linguistik wie der älteren und neueren skandinavischen Literaturwissenschaft zu Hause und gehörte auch zu den ersten Fachvertretern, die sich mit der Bedeutung der modernen Printmedien auseinandersetzten.
Ein deutlicher Schwerpunkt seiner Forschungstätigkeit lag in der historischen Sprachwissenschaft, wobei insbesondere seine Habilitationsschrift zu Sprachstil und Textkonstitution der altwestnordischen Rechtssprache zu erwähnen ist. Ein wichtiges Forschungsgebiet stellte auch die Onomastik dar. Spezielles Gewicht liess er weiterhin dem Aspekt der sprachlich-literarischen und kulturellen Interferenzen zukommen. Dies schlägt sich schon in seiner Dissertation nieder, in der er sich mit Goethes Faust in schwedischen Übersetzungen beschäftigte. Selber war er als Übersetzer unter anderem der altisländischen Njáls sagaund der Schriften des schwedischen Reformators Olaus Petri tätig und initiierte Arbeiten zu den Themen «Alemannien und der Norden» und «Hochdeutsch in Skandinavien».
2018 krönte er seine wissenschaftliche Arbeit mit der Publikation einer umfangreichen Monographie zu den metrischen Runeninschriften in Skandinavien. Es handelt sich um ein Grundlagenwerk, dessen Erarbeitung ihn über mehrere Jahrzehnte in Anspruch nahm.
Als langjähriger Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Skandinavische Studien machte sich Hans-Peter Naumann um den schweizerisch-schwedischen Kulturkontakt verdient. Für sein Engagement wurde er 2009 zusammen mit seiner Frau Karin Naumann-Magnusson von der Schwedischen Akademie ausgezeichnet.
Als begeisternder akademischer Lehrer hat Hans-Peter Naumann viele Studierende zur Auseinandersetzung mit den skandinavischen Sprachen und Literaturen inspiriert. Besonders beliebt waren nicht zuletzt die von ihm regelmässig durchgeführten Studienreisen nach Skandinavien. Jürg Glauser, Klaus Müller-Wille