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Günther Rasches Forschungsschwerpunkt war die Kern- und Mittelenergiephysik. Der von ihm um 1970 entwickelte kernphysikalische Zugang zur Beschreibung von Beta-Zerfällen ermöglicht bis heute Präzisionsstudien der schwachen Wechselwirkung.
Günther Rasche (1934 – 2024) kam 1956 als Physikstudent an die Universität Zürich. Damals war mit Walter Heitler (1904 – 1981) eine der führenden Persönlichkeiten der europäischen Physik an der Universität Zürich tätig, die viele Physiker aus ganz Europa nach Zürich zog, so auch Günther Rasche.
Günther Rasche wurde am 5. Mai 1934 in Mülheim an der Ruhr geboren. Er studierte von 1953 bis 1956 in Göttingen Physik und Betriebswirtschaft. Seine fundierten Kenntnisse der letzteren sollten sich später positiv auf das Wohlergehen des Institutes für theoretische Physik auswirken. 1956 wechselte er nach Zürich, wo er bei Hans Staub 1958 in Experimentalphysik diplomierte. 1961 doktorierte er bei Walter Heitler mit der DissertationUntersuchungen zum statistischen Modell der Mesontheorie
Seine akademische Laufbahn setzte er mit Postdoc-Stellen in Dublin und in London fort, kehrte aber immer wieder an die Universität Zürich zurück. Dort habilitierte er sich 1967 als Privatdozent. 1968 wurde er Assistenzprofessor, 1969 ausserordentlicher und 1977 ordentlicherProfessor für theoretische Physik. In den folgenden Jahren bis zu seiner Emeritierung war er mehrmals Gastprofessor in Canberra, Australien sowie in Stockholm. Neben seiner Forschung in der Physik mit Fokus auf die Kern- und Mittelenergiephysik erweiterte er sein Interesse in den letzten Jahren zunehmend auch auf wissenschaftsgeschichtliche Themen; hier brachten seine langjährigen Kontakte zu Walter Heitler viel Interessantes ans Licht.
Günther Rasche war nicht nur ein engagierter Forscher, sondern auch ein ausgezeichneter Lehrer, der die Schwierigkeiten der Studierenden ernst nahm. Mit seiner Menschlichkeit, seiner Geradlinigkeit und seinem Interesse für organisatorische Fragen war er von 1989 bis 2001 ein hervorragender Leiter des Instituts für theoretische Physik sowie von 1992 bis 1994 Dekan der Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät. Viele seiner ehemaligen Studierenden, Mitarbeitenden, Kollegen und Kolleginnen aus der ganzen Welt kamen immer wieder zu Besuchen zurück nach Zürich.
Günther Rasches wissenschaftliches Interesse war zunächst geleitet von den markanten Entwicklungen in der Feldtheorie der 50er Jahre einerseits, und deren Anwendungen auf Mesonen und Nukleonen, den damals bekannten stark wechselwirkenden Elementarteilchen, andererseits. Die heute gültige Quark-Theorie war erst in ihren Anfängen, ebenso die (nicht)abelschen Eichtheorien. In seiner Doktorarbeit untersuchte er ein spezifisches Modell für die Meson-Nukleon Wechselwirkung im Hinblick auf seine physikalische Konsistenz. Danach wandte sich Rasche, oft zusammen mit seinen langjährigen Kollegen William Woolcock aus Canberra und Geoffrey Oades aus Aarhus Präzisionsrechnungen für Meson-Nukleon Wechselwirkungen zu. Das Ziel dieser Arbeiten war (und ist es), theoretische Vorhersagen oder Erklärungen für Experimente mit hoher Genauigkeit zu finden. Weiter arbeitete er an allgemeinen Fragen zur mathematischen Behandlung von physikalischen Prozessen. Günther Rasche war immer interessiert an aktuellen Fortschritten und Erkenntnissen in der experimentellen Physik und war eine gerngesehene Kontaktperson zu experimentellen Gruppen, sowohl am Institut an der Universität als auch am Paul Scherrer Institut (PSI).
Eine wichtige Entwicklung begann um 1970 mit der Zusammenarbeit mit Wolfgang Jaus, der seit 1966 am Institut war. Sie entwickelten einen Formalismus, um die für die Berechnung der elektromagnetischen Korrekturen der supererlaubten Beta Zerfällen zu berechnen. Diese Zerfälle ermöglichen es, eine der fundamentalen Grössen in der Teilchenphysik genau zu messen, das Element Vud der Quark-Mischungsmatrix. Diese Grösse ist sehr sensitiv auf Effekte neuer (noch unentdeckter) Teilchen und Kräfte. Es hat sich gezeigt, dass die Resultate von Jaus und Rasche bis heute Geltung haben und entsprechend weiterentwickelt werden. So wurde beispielsweise der grundlegende Artikel von Jaus und Rasche von 1970 auch in diesem Jahr bereits dreimal zitiert, 54 Jahre nach seiner Publikation.
Günther Rasche hat, zusammen mit seinen Kollegen Wolfgang Jaus, Armin Thellung, Norbert Straumann und Günter Scharf, das Institut für theoretische Physik seit Anfang der 70er Jahre bis zu ihren Altersrücktritten Anfang des 21. Jahrhunderts, geprägt und Generationen von Physikstudierenden in die theoretische Physik eingeführt. Auch nach seiner Emeritierung war Günther Rasche für seine Kollegen ein wichtiger Ansprechpartner in hochschulpolitischen Fragen, der mit seiner reichen Erfahrung und hervorragenden Menschenkenntnis wertvolle Anregungen zur weiteren Entwicklung der Physik an der Universität Zürich geleistet hat. Phsyik-Institut der UZH