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Die Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Zürich verleiht die Würde eines Doktors ehrenhalber an Herrn Prof. Dr. Jean-Pierre Sauvage in Anerkennung seiner fundamentalen Beiträge zur Entwicklung neuer Topologisch-Stereochemischer Methoden und deren Anwendung im Design von molekularen Mechanismen.
Jean-Pierre Sauvage wurde 1944 in Paris geboren. Er studierte in Strassburg und doktorierte anschliessend bei Professor Jean-Marie Lehn. Nach einem Postdoktorat in Oxford bei Dr. M.L.H. Green (Organometalle) kehrte er 1975 nach Strassburg zurück. Dort arbeitete er in enger Kollaboration mit der Gruppe von J.-M. Lehn (photochemische Spaltung des Wassers) am CNRS, wo er vier Jahre später Forschungsleiter wurde. 1981 wurde er als Professor an die Université Louis Pasteur (Strassburg) berufen. Drei Jahre später schlugen Jean-Pierre Sauvage und Dietrich-Buchecker eine neue Strategie für die Herstellung von Catenanes vor. Catenanes sind molekulare Systeme, welche aus zwei oder mehreren ineinander greifenden Ringen bestehen. Die von den beiden Forschenden neu vorgeschlagene Strategie basiert auf dem dreidimensionalen Templat-Effekt, der sich durch ein Metall-Ion (Kupfer [I]) im Zentrum ergibt.
Als sich die Forschungsgruppe damals dem Problem dieser Synthese annahm, war es praktisch unmöglich, diese Komponenten herzustellen. Und es war ihre Arbeit, die zu einer Wiederentdeckung von Molekülen führte, welche Chemiker schon seit Jahrzehnten faszinierten, die sie aber eher als Diskussionsgegenstand oder Laborkuriosität betrachteten, denn als reale chemische Verbindungen. Der Beitrag der Forschungsgruppe von Jean-Pierre Sauvage auf dem Gebiet «Chemische Topologie» war wegweisend und hatte einen starken Einfluss auf die nachfolgende Entwicklung dieses Forschungsbereichs.
Ein weiterer Höhepunkt von Jean-Pierre Sauvages Gruppe ist die Ausdehnung der Synthesestrategie auf die Herstellung von geknoteten Molekülen, insbesondere von Kleeknoten, ein für die Topologen «mythisches» System. Die Synthese solcher Moleküle kann als Durchbruch in der synthetischen Chemie angesehen werden, sowohl in konzeptioneller Hinsicht als auch in Bezug auf die experimentelle Ausführung.
Jean-Pierre Sauvages Gruppe entwickelte hinsichtlich molekularer Maschinen zahlreiche kontrollierte dynamische Systeme, die auf verschiedenen Catenanes und Rotaxanen basieren. Das Gebiet der molekularen Maschinen ist ein aufstrebender Forschungsbereich, denn diese können möglicherweise für Anwendungen in der Informationsspeicherung und -verarbeitung genutzt werden.
Neben ihrer Arbeit über neue molekulare Topologien und Maschinen haben Jean-Pierre Sauvage und seine Gruppe auf dem Gebiet der künstlichen Photosynthese einen beachtlichen Beitrag geleistet. Sie schlugen einige Mehrkomponentensysteme, kombinierte Übergangsmetalle und Porphyrine, vor, welche lichtinduzierte Ladungstrennungen erlauben. Dies geschah auf eine Art, welche an die natürlichen photosynthetischen Reaktionen in Grünpflanzen und in photosynthetischen Bakterien erinnert.
Jean-Pierre Sauvage ist Mitglied der französischen Akademie der Wissenschaften. Er erhielt auch zahlreiche Preise, einschliesslich des Izatt-Christensen Preises in der macrocyclischen Chemie (1991) sowie die Prelog Gold Medal (ETH-Zürich, 1994), den RB Woodward Preis in Porphyrin-Chemie (2008) und den Japan Coordination Chemistry Preis 2009. Sauvage veröffentlichte mehr als 450 Publikationen. Er hielt 500 Vorträge und Seminare an verschiedenen internationalen und französischen Veranstaltungen sowie an Universitäten und Forschungszentren. Er ist einer der am meisten zitierten französischen Chemiker.