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Die Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Zürich verleiht die Würde eines Doktors ehrenhalber an Herrn Prof. Dr. Stephen C. Stearns. Sie würdigt damit nicht nur einen hervorragenden Forscher, der die Evolutionsbiologie weit über die traditionellen Grenzen des Fachs hinausgehend geprägt hat, sondern auch einen innovativen und inspirierenden Lehrer, der Generationen von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Schweiz und auf der ganzen Welt förderte.
Professor Stephen Stearns wuchs in Hawaii auf und studierte Biologie an der Yale University (USA, BSc 1967). Nach drei Jahren Arbeitserfahrung in der Computerabteilung eines multinationalen Unternehmens kehrte er in die Wissenschaft zurück und schloss mit einem Masters in Biologie an der University of Wisconsin (USA) und einer Promotion an der University of British Columbia (Kanada) ab. Auf einen Postdoc an der University of California in Berkeley (USA) folgte eine Assistenzprofessur am Reed College in Oregon (USA). 1983 nahm Prof. Stearns einen Ruf als Professor für Zoologie an die Universität Basel an und zog mit seiner Familie in die Schweiz. In Basel forschte und lehrte er während 17 Jahren, bis er 2000 als Edward P. Bass Professor für Ökologie und Evolutionsbiologie an die Yale University zurückkehrte, wo er auch heute noch forscht und lehrt.
Prof. Stearns gehört zu den weltweit führenden Evolutionsbiologen und hat insbesondere mit seinen bahnbrechenden Arbeiten über die Life-history-Theorie ein wichtiges neues Teilgebiet der Evolutionsbiologie begründet. Seine Bücher «Evolution – an Introduction, Watching from the Edge of Extinction», «The Evolution of Life Histories», «Evolution in Health and Disease» und «The Evolution of Sex and its Consequences» gehören zu den Klassikern der evolutionsbiologischen Literatur. Sie reflektieren aber auch die Breite seines Interesses und die Tatsache, dass Steve Stearns die Evolutionsbiologie weit über die traditionellen Grenzen des Fachs hinausgehend geprägt hat. Das jüngste Beispiel davon sind seine interdisziplinären Arbeiten zur evolutionären Medizin, einem Thema, welchem er sich mit seinem in Kürze erscheinenden Buch «A Primer of Evolutionary Medicine» und als Chefredakteur des Journals «Evolution, Medicine and Public Health» bis heute intensiv widmet.
Prof. Stearns engagiert sich auch intensiv in der Lehre und Nachwuchsförderung. Mit seinen innovativen Kursen, die Prof. Stearns während seiner Zeit in Basel entwickelte, inspirierte er Generationen von Studierenden. So etwa mit einem in abgelegenen Gebieten durchgeführten Feldkurs, der Studierende lehrt, aus ihrer eigenen Neugier heraus Wissen zu generieren. Er ist zudem Mitbegründer der «Tropical Biology Association», einer Organisation, welche in Partnerschaft mit afrikanischen Institutionen Ausbildungskurse zur Erforschung und zum Schutz der tropischen Biodiversität anbietet, und der «European Society for Evolutionary Biology», einer auch in der Nachwuchsförderung sehr aktiven Organisation. Mit seiner Lehr- und Forschungstätigkeit hatte Prof. Stearns einen grossen Einfluss auf die Evolutionsbiologie – weltweit, und gerade auch in der Schweiz. Seine ehemaligen Studierenden und Postdoktorierenden haben heute Professuren an fünf Schweizer Universitäten und in acht weiteren Ländern inne.