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Die Theologische Fakultät der Universität Zürich verleiht die Würde eines Doktors ehrenhalber an Prof. em. Dr. Hubert Seiwert. Seine Forschungen zur Religionsgeschichte Chinas, zu Prozessen religiöser Pluralisierung und zu verschiedenen Formen des religiösen Nonkonformismus verbinden historische und sozialwissenschaftliche Fragestellungen und leisten einen grundlegenden Beitrag zur religionswissenschaftlichen Theoriebildung.
Prof. em. Dr. Hubert Seiwert ist einer der profiliertesten deutschen Religionswissenschaftler. Er hat durch seine wissenschaftliche und wissenschaftspolitische Tätigkeit wesentlich zur Anerkennung der Religionswissenschaft als eigenständiger akademischer Disziplin im deutschsprachigen Raum beigetragen. Seiwert wurde 1949 geboren, 1978 an der Universität Bonn promoviert und 1983 an der Universität Hannover habilitiert. Er war von 1985-1994 Professor für Systematische Religionswissenschaft an der Universität Hannover und von 1994 bis zu seiner Emeritierung 2014 Professor für allgemeine und vergleichende Religionswissenschaft an der Universität Leipzig. Er war 2004/05 Visiting Scholar am Wolfson College Oxford und fungierte von 2009-2014 als Sprecher des Leipziger Graduiertenkollegs Religiöser Nonkonformismus und kulturelle Dynamik. Von 2001 bis 2009 war Seiwert Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für Religionswissenschaft und von 2008-2010 Vizepräsident der European Association for the Study of Religions.
Seiwerts Forschungsschwerpunkte sind einerseits die Religionen in China, andererseits die Theorie und Methode der Religionswissenschaft sowie neue religiöse Bewegungen. In vergleichenden Studien hat Seiwert Themen wie Religion und Staat, Religion und Nicht-Religion bzw. Säkularität in chinesischen und europäischen Kontexten bearbeitet. Aufgrund seiner breiten Forschung – von antiken Traditionen wie Divination und Ahnenverehrung bis hin zu zeitgenössischen Neubestimmungen von Religion – hat er wesentlich dazu beigetragen, wissenschaftliche Blickverengungen durch Eurozentrismus oder Christianozentrismus in der Religionswissenschaft zu benennen und zu kritisieren.
Als Historiker war Seiwert stets offen für sozialwissenschaftliche Methoden und Theorien. In einer Phase des Auseinanderdriftens der Methoden hat er es verstanden, historische und gegenwartsbezogene Zugänge unter dem Dach einer Religionswissenschaft zu anerkennen. Das an der Universität Zürich entwickelte Konzept einer auf drei Säulen – historisch, sozialwissenschaftlich, systematisch – basierenden Religionswissenschaft verdankt Seiwert wichtige Anstösse.
Das Religionswissenschaftliche Seminar der Theologischen Fakultät der Universität Zürich feiert 2017 sein zehnjähriges Bestehen, der Universitäre Forschungsschwerpunkt (UFSP) Asien und Europa kommt nach zwölf Jahren an sein Ende. Beide Institutionen hat Seiwert wiederholt evaluiert und beraten. Die Ehrenpromotion durch die Theologische Fakultät würdigt damit auch Hubert Seiwerts Bedeutung für die Entwicklung der Religionswissenschaft an der Universität Zürich.