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Dr. Heinz Mohnhaupt
Die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Zürich verleiht die Würde eines Doktors ehrenhalber an Dr. Heinz Mohnhaupt. Die Fakultät würdigt damit nicht allein eine grosse Forscherpersönlichkeit der Rechtsgeschichte und Rechtsvergleichung, deren Schriften als Standardwerke weltweite Anerkennung gefunden haben. Sie ehrt auch einen inspirierenden Mentor und Gesprächspartner des akademischen Nachwuchses.
Heinz Mohnhaupt, geboren 1935 in Gotha in Thüringen, studierte 1955-1959 Rechtswissenschaften an der Universität Göttingen, wo er 1962 promovierte. 1965 legte Heinz Mohnhaupt in Hannover erfolgreich die zweite juristische Staatsprüfung ab. 1966 nahm er seine Tätigkeit am Max-Planck-Institut auf, wo er bis zum Jahr 2000 als Referent wirkte.
Heinz Mohnhaupt hat in verschiedenen Funktionen an der Leitung des Instituts und an der Arbeit der Max-Planck-Gesellschaft teilgehabt. Er ist ein leidenschaftlicher Forscher, wie sein aktuelles Schriftenverzeichnis mit 192 Titeln andeutet. Die Vielfalt seines Werks beruht darauf, dass sich Heinz Mohnhaupt seit jeher für die grundsätzlichen Fragen von Recht und Rechtswissen interessierte. In vielen Einzelstudien hat er sich sehr intensiv mit dem Privileg beschäftigt, die in zwei von ihm und Barbara Dölemeyer verantworteten Sammelbänden über das «Privileg im europäischen Vergleich» (1997, 1999) zum Ausgangspunkt weiterer Forschungen geworden sind.
Ein weiteres Themenfeld sind «Vergleiche»: Immer wieder ist Heinz Mohnhaupt der Entwicklung vergleichender Rechtswissenschaft nachgegangen. Seine Untersuchungen reichen von der Entstehung der mittelalterlichen Differentienliteratur bis zur Ausformung der modernen Rechtsvergleichung im späten 19. Jahrhundert. Die Sammlung seiner einschlägigen Arbeiten unter dem Titel Historische Vergleichung im Bereich von Staat und Recht (2000) ist heute ein Standardwerk. Diese Arbeiten haben starken Einfluss in aktuellen Diskursen zur «globalen Rechtsgeschichte», wenn nach den Entwicklungsdynamiken von Rechtswissen im Zeichen der Verflechtung von Rechtskulturen gefragt wird.
Die grösste Aufmerksamkeit erhielten die Untersuchungen, die Heinz Mohnhaupt zur Entstehung des modernen Verfassungsstaates vorgelegt hat. Beiträge etwa über den «Entwicklungsgang von den wohlerworbenen, konzessionierten Rechten und Privilegien zu den dem Menschen zugehörigen Grundrechten» (2004) sind wegweisend für unsere Kenntnis über die Entstehung der rechtlichen Grenzen hoheitlicher Herrschaft – unter anderem auch in der Eidgenossenschaft.
In seiner grundlegenden Arbeit «Verfassung. Zur Geschichte des Begriffs von der Antike bis zur Gegenwart» (1995, 2002) hat Heinz Mohnhaupt die Evolution verfassungsrechtlicher Normativität von den ersten Ursprüngen bis zur Aufklärungszeit ausgeleuchtet, während Dieter Grimm dann die (vergleichsweise bekanntere) Phase bis zur Gegenwart betrachtet hat. Das Werk wurde ins Spanische (2012) und ins Italienische (2008) übersetzt, was seine Qualität als Standardreferenz belegt. Die Arbeiten von Heinz Mohnhaupt sind immer wieder in internationalen Publikationskontexten erschienen wie etwa in Schweden, Ungarn, Polen, Frankreich, Italien und im angloamerikanischen Raum. Einzelne Werke wurden etwa ins Chinesische übersetzt.
Heinz Mohnhaupt hat mit seinen Forschungen vor allem über die Geschichte der Rechtsvergleichung und über die Entstehung von Individualrechten und Verfassungsrecht Herausragendes in Themenfeldern geleistet, die gerade in dieser Zeit besondere Bedeutung gewonnen haben. Für viele Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforscher in der Schweiz und weltweit ist Heinz Mohnhaupt zugleich Mentor und Förderer gewesen. Mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde möchte die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Zürich eine grosse Wissenschaftlerpersönlichkeit ehren, deren zahlreiche Schriften weltweite breite Anerkennung als Standardwerke gefunden haben.