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In digitalen Selbstlernbereichen können Studierende Lernprozesse ihren individuellen Bedürfnissen anpassen und Inhalte in ihrem eigenen Tempo vertiefen. Eine an der UZH entwickelte Online-Schulung unterstützt Dozierende beim Aufbau eigener E-Learning-Angebote. (UZH News, 20.12.23)
Die Vorlesung über Produktion und Kosten in Unternehmen fand Maurus besonders interessant. Allerdings ging es ihm etwas zu schnell, als die Dozentin die unterschiedlichen Kostenarten präsentierte. Deshalb möchte er heute Nachmittag das Thema im digitalen Selbstlernbereich nochmals repetieren und mit den dort bereitgestellten virtuellen Karteikarten üben.
Studierende unterscheiden sich im Hinblick auf ihr Vorwissen, ihre Interessen und ihre Lerngeschwindigkeit. Während Dozierende im Kleingruppenunterricht problemlos auf individuelle Voraussetzungen eingehen können, braucht es in Grossveranstaltungen meist zusätzliche Hilfsmittel: Online-Lernangebote sind eine ideale Ergänzung zu Präsenzveranstaltungen, da sie es Studierenden ermöglichen, Inhalte individuell zu vertiefen. Doch der Aufbau von digitalen Selbstlernbereichen ist zeit- und kostspielig und verlangt neben didaktischen ein hohes Mass an technischen Fähigkeiten. Wie können wir interessierte Dozierende möglichst effizient in den nötigen digitalen Skills schulen?
«Natürlich mit Hilfe eines digitalen Selbstlernbereichs für Dozierende», hat sich Consuela Müller, Leiterin des ECON Teaching Centers an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät (WWF) gedacht. Gefördert durch das Projekt «Digital Skills for You (DISK4U)» hat sie eine Online-Schulung entwickelt, die Schritt für Schritt aufzeigt, wie E-Learning-Angebote für Studierende erstellt werden können.
Müller schöpft dabei aus ihrer langjährigen Erfahrung: Seit 2014 gestaltet sie für das Institut für Volkswirtschaftslehre die E-Learning-Plattformen für alle Pflichtveranstaltungen
der Assessment- und Bachelorstufe mit mehr als 1000 Studierenden pro Semester. Sie erinnert sich noch gut daran, wie sie ihr erstes Lernvideo im stillen Kämmerchen gedreht hat. Heute kommt ihre Arbeit hochprofessionell daher: Selbst designte, nutzerfreundliche Oberflächen auf der Lernplattform OLAT, interaktive Videos, innovative Lerntools und spielerische Wissensüberprüfung.
«Mein Team und ich haben extrem viel dazugelernt», sagt Müller. Dieses Wissen möchte sie mit der Schulung «Digitales Selbstlernen» allen Dozierenden der UZH zur Verfügung stellen. Über die Lernplattform OLAT können Interessierte kostenlos darauf zugreifen und mit der Konzeption eigener Selbstlernbereiche beginnen.
In drei Modulen vermittelt die Schulung das nötige didaktische und technische Wissen. In einem ersten Schritt werden die Interessierten in den Aufbau eines Lernbereichs eingeführt und über deren Vorteile und Grenzen informiert. Denn eine digitale Ergänzung zur Präsenzveranstaltung lohnt sich erst bei sich wiederholenden Kursen mit über 50 Teilnehmenden. Auf Basis der Lernziele der eigenen Lehrveranstaltung wählen die Dozierenden anschliessend einen passenden Kurstyp aus und fügen mit Hilfe einer bebilderten Anleitung erste Kursbausteine hinzu. Fortgeschrittene können ihr Kurs-Design mit einem selbst geschriebenen HTML-Template personalisieren.
Der zweite Teil der Schulung widmet sich der Erstellung von Lernvideos. «Damit lassen sich komplexe Inhalte intuitiv und leicht verständlich vermitteln», erklärt Müller. Studien haben gezeigt, dass das Lernvideo-Format einen signifikanten Einfluss auf den Lernerfolg hat. Deshalb vermittelt das ECON Teaching Center, welche Formate für welche Lernziele geeignet sind und wie Interaktionselemente zum aktiven Mitdenken anregen.
Damit die Dozierenden mit der Produktion gleich loslegen können, hat Müller ihre praktischen Erfahrungen niedergeschrieben: Von der Qualität von Kameras und Mikrofonen über das Schneiden und Publizieren bis hin zu rechtlichen Belangen erklärt sie alles feinsäuberlich mit Bildern, Beispielen und Videos. Besonders hilfreich sind die Listen mit geeigneten Bearbeitungssoftwares und Tutorials, zum Beispiel zur Erstellung von Animationen.
Das letzte Modul widmet sich der Wissensüberprüfung. Denn nur mit Hilfe von Aufgaben und Feedback können die Studierenden erkennen, ob sie die Lerninhalte korrekt verstanden haben. Anhand von Tutorials ergänzen die Dozierende ihren digitalen Selbstlernbereich mit Tools zur Wissensüberprüfung – also zum Beispiel mit Lückentexten, Lernkarten oder Single-Choice-Fragen. Dabei sollen die Fragetypen möglichst das finale Prüfungsformat widerspiegeln.
«Digitales Selbstlernen» hält für jeden etwas bereit: Dozierende, die den Kurs von A bis Z durcharbeiten, stehen anschliessend mit ihrem eigenen Selbstlernbereich da. Doch ebenso gut können sie sich punktuell inspirieren lassen und einzelne Elemente in ihre Lehre einbauen.
Das Projekt von Müller ist ein gelungenes Beispiel für die kollaborative Lehrgemeinschaft an der UZH: Die Lehrentwicklerin teilt ihre über Jahre hinweg erarbeitete Expertise mit den Dozierenden. Deren Feedback wiederum hilft Müller dabei, das Angebot stetig zu verbessern und weiterzuentwickeln. Dieser Dialog zwischen Angebotsentwickler:innen und Nutzer:innen sei zentral, um gute digitale Selbstlernbereiche aufzubauen, sagt Müller. Deshalb empfiehlt sie den Dozierenden eine enge Zusammenarbeit mit den Studierenden.