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Die jüdische Tradition kennt vielfältige Verhältnisbestimmungen von Religion und Politik, was angesichts unterschiedlicher geschichtlicher Umstände und Rahmenbedingungen nicht erstaunen kann: Der politische Gestaltungsspielraum einer religiösen Minderheit in einem nicht-jüdischen Umfeld ist ein anderer als der eines (mehr oder weniger) souveränen (jüdischen) Staats. Waren Politik und Religion im vormodernen, christlich dominierten Europa aufs Engste verbunden, um erst mit der Aufklärung in der Vorstellung des säkularen Staates voneinander getrennt zu werden, definierte sich das europäische Judentum in der Diaspora primär über die Religion. Als politische Grösse trat das Judentum der Neuzeit vor allem mit der Emanzipation, der zionistischen Bewegung und der Gründung des Staates Israel auf. Gerade im gegenwärtigen Israel gehört die Verhältnisbestimmung von Religion und Politik zu den grössten inneren Herausforderungen.