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«Die Impfquote an der Universität Zürich beträgt zwischen 81 und 90 Prozent»

Tages Anzeiger, 17. September 2021, Interview: Pascal Unternährer

Herr Schaepman, die Uni war anderthalb Jahre im Krisenmodus, vor allem Jungstudierende hatten einen unbefriedigenden Einstieg. Wird jetzt alles gut?
Studierende müssen sich austauschen können – so gesehen, war der letztjährige Studienstart wohl der schwierigste je. Dieses Jahr sollen vor allem diese Studierenden wieder aufholen können.

Sie informieren erst drei Tage vor Semesterbeginn über die Modalitäten zur Zertifikatspflicht. Ist das nicht eine Zumutung?
Wir haben schon im Juni informiert, dass wir im September mit Präsenzunterricht starten. Unklar war einzig die Zertifikatspflicht. Diese kam sehr kurzfristig, und wir haben alles uns Mögliche gemacht, um einen gangbaren Weg zu finden und den Start für alle tragbar zu machen.

Befürchten Sie nicht Unruhe oder gar Gerichtsklagen wegen der Zertifikatspflicht?
Wir haben viele Begleitmassnahmen eingeführt, um die Zertifikatspflicht abzumildern. Der Zugang zur Bildung ist für alle gesichert. Die Alternative wäre kompletter Onlineunterricht gewesen oder die Räume nur zu zwei Dritteln zu füllen. Beides schien uns untauglich.

Wie scharf werden die Kontrollen sein?
Wir werden Stichproben machen. Diese müssen so hinreichend wie vertrauenserweckend sein.

Vertrauenserweckend?
Die Studierenden mit Zertifikat dürfen sich darauf verlassen, dass wir genügend kontrollieren, damit sie sich wohl und sicher fühlen können.

Kennen Sie die Impfquote an der Uni?
Erhebungen mit bis zu 2000 Befragten haben Werte zwischen 81 und 90 Prozent ergeben.

Ein hoher Wert. Dennoch wird es Impf- und Testverweigerer geben. Müssen die Dozierenden parallel ein Onlineangebot aufbauen?
Grössere Veranstaltungen werden ohnehin übertragen. Die Dozierenden haben die Möglichkeit, auch kleinere Vorlesungen online anzubieten. Hybride Lehrformen wird es auch nach der Pandemie geben.

Gibt es Sanktionen für Schummler?
Der Bundesrat hat Bussen bis 100 Franken vorgesehen. Unsere Kontrolleure werden aber Studierende ohne gültiges Zertifikat eher wegweisen und allenfalls mit einem Zutrittsverbot sanktionieren.

Ein grosses Thema ist die Kostenpflicht. Sie bieten Gratistests an, aber nur bis 30. Oktober. Was kommt danach?
Vorausschicken möchte ich, dass wir als Betrieb, der mit Steuergeldern alimentiert wird, niemanden benachteiligen dürfen. Nun wollen wir Erfahrungen sammeln. Mitte Oktober entscheiden wir, wie es weitergeht. Gibt es keine Alternative, werden wir die Tests wohl auch nach dem 30. Oktober bezahlen.

Wie hoch sind die Kosten für die Gratistests bis Ende Oktober und wer bezahlt?
Eine konkrete Summe zu nennen, ist noch nicht möglich. Die Anzahl der Testwilligen ist schwer abschätzbar, und die Dauer der Kostenübernahme durch den Bund steht noch nicht fest.

Wie vermeiden Sie, dass sich ab dem 1. Oktober auch Nichtstudenten den Gratistest holen?
An unseren Teststandorten Hirschengraben und Irchel muss der Studentenausweis oder die Mitarbeiterkarte gezeigt werden.

Die Uni Zürich akzeptiert Zertifikate von bei uns nicht anerkannten Impfstoffen wie Sinovac und Sinopharm. Ein rechtlicher Graubereich?
Personen mit diesen Impfstoffen haben ein Visum, um bei uns studieren zu dürfen. Wir dürfen sie jetzt nicht vom Studium ausschliessen. Es handelt sich aber nur um wenige Personen.

Warum Ja zu Sinovac und Sinopharm, aber Nein zum russischen Impfstoff Sputnik?
Das hat rechtliche Gründe, die ich aber nicht genau kenne. Personen mit Sputnik können sich aber bei uns testen lassen, sodass sie zu Zertifikaten kommen. Auch hier handelt es sich um wenige Einzelpersonen. Darf ich noch etwas sagen?

Bitteschön.
Die Uni hat rund 30’000 Studierende und 9000 Mitarbeitende. Von den Mitarbeitenden wurden uns in den letzten zwölf Monaten 200 als Corona-positiv gemeldet. Das sind 2,2 Prozent und zeigt mir, dass die Disziplin und das Verantwortungsbewusstsein an der Uni sehr gross sind. (In der Gesamtbevölkerung wurden im selben Zeitraum 8,4 Prozent positiv getestet, Anm. d. Red.)