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21. September 2022
Sagen Ihnen Nadeschda Suslova, Marie-Heim Vögtlin und Verena Meyer etwas? Diese drei Frauen waren alle Wissenschaftlerinnen an der Universität Zürich und sie haben eine wichtige Eigenschaft gemeinsam: Sie alle waren Pionierinnen. Nadeschda Suslova als erste Frau, die an der Uni Zürich doktorierte, Marie-Heim Vögtlin als erste Schweizer Ärztin und Verena Meyer als erste Rektorin der Universität Zürich.
Wahrscheinlich fragen Sie sich, warum ich Ihnen das heute, an der Jubiläumsfeier der Stiftung kihz, erzähle. Der Grund ist einfach: Auch die Kinderbetreuung an der Uni und der ETH geht auf die Initiative von Pionierinnen zurück. Ich möchte darum in meiner Festrede einen Blick werfen auf die Anfänge der Kinderbetreuung an den Zürcher Hochschulen und auf die Verdienste vieler engagierter Frauen (und später auch Männer). Ihr Engagement kann aus einer gesamtuniversitären Perspektive nicht genug gewürdigt werden. Denn: Gute Kinderbetreuung ist essenziell, damit Studierende und Forschende mit Familie den «Kopf frei haben». Hinzu kommt – das weiss ich aus eigener Erfahrung –, dass Kitas oft auch Treffpunkte der Eltern sind. Es soll sogar das eine oder andere Forschungsprojekt geben, das seinen Ursprung im Kontakt der Eltern in der Kita hat…
Doch zurück zu den Pionierinnen und Pionieren! Wie Sie wissen, gründeten die ETH und die Universität Zürich im Jahr 2002 die «Stiftung Kinderbetreuung im Hochschulraum Zürich», kurz «kihz».
Kitas im Hochschulgebiet gab es aber schon viel früher. An der Uni zum Beispiel wurde im Jahr 1970 der «Rämi-Chindsgi» eröffnet. Diese Tagesstätte entstand dank dem Engagement von Studentinnen und Angehörigen des Mittelbaus. Ihr Ziel war es, eine pädagogisch sinnvolle Kinderbetreuung anzubieten. Zwar gab es zu dieser Zeit schon öffentliche Kinderkrippen. Diese verstanden sich aber weniger als pädagogische, sondern als karitative Einrichtungen. Ihr Anliegen war es, Zürichs «Arbeiterkinder» von der Strasse wegzuholen – Kinder von Akademikerinnen gehörten nicht zur Zielgruppe. Deren Mütter mussten also selbst aktiv werden. Möglich war das auch dank dem Pioniergeist der Universität Zürich und der ETH. Sie stellten nämlich ab den 70er bis in die 90er Jahre hinein gratis Infrastruktur für die Kinderbetreuung zur Verfügung. Zunächst Räume, später auch Telefone oder die Informatikausstattung.
Den Impuls zur Gründung der Stiftung kihz gab Ende der 90er Jahre das Bundesprogramm Chancengleichheit 2000-2012. Dieses Programm des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation bot finanzielle Unterstützung für Projekte zur Kinderbetreuung an Hochschulen. Dank diesem Programm konnte 2002 unter anderem der Aufbau der Geschäftsstelle der kihz finanziert werden.
Die ersten Jahre nach der Gründung waren erneut eine «Pionierzeit». Sie war nicht zuletzt geprägt vom guten Teamwork der Universität Zürich und der ETH. Die damaligen Rektoren kümmerten sich mit der Personalleitung der ETH und der damaligen «UniFrauenstelle» um die Geschäftsgrundlagen der kihz. Vieles von dem, was damals an Pionierarbeit geleistet wurde, hat bis heute Bestand. Zum Beispiel die Statuten oder das Organisationsreglement. Auch die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der Uni und der ETH ist eine Konstante – eine, für die ich sehr dankbar bin!
Nach der Gründung der kihz 2002 nahm im Jahr 2004 die erste Krippe unter dem «Dach» der Stiftung den Betrieb auf: Die «kihz Bülachhof». 2005 wurden drei bereits existierende Kitas zur «kihz Zentrum» zusammengeschlossen. Die «kihz Zentrum» nahm auch Säuglinge auf, was damals ein Novum war und ein Zeichen für die fortschrittliche Haltung der Stiftung. Als weitere Neuheit kam 2006 ein Programm für die Ferienbetreuung hinzu. Es existiert, wie Sie wissen, in Form der Themenwochen bis heute und ist äusserst beliebt.
Überhaupt war und ist das Angebot der kihz bemerkenswert. Zum einen, was seine Breite betrifft – es gibt ja nicht nur die acht Kitas und die Ferienbetreuung, sondern seit 2012 mit «kihz mobil» auch Betreuungsangebote an Hochschulanlässen sowie kihz Flex, die kurzzeitige Kinderbetreuung. Bemerkenswert ist das Angebot der kihz auch auf-grund seiner Qualität. Die Verantwortlichen haben sich nie damit zufriedengegeben, Kinder einfach nur zu «hüten». Vielmehr ging es von Anfang an darum, Kindern optimale Bedingungen für eine gesunde körperliche und geistige Entwicklung zu bieten. Das zeigt sich zum Beispiel an der Verpflegung: Das Essen für die Kinder wird frisch zubereitet und in die Kitas geliefert. Oder daran, dass pädagogische Konzepte umgesetzt werden, die sich am neusten Stand der Forschung orientieren. Ein Beispiel dafür ist die teiloffene kihz Sumatra, die 2016 eröffnet wurde. Nicht zuletzt zeugen auch die Labels, die mehreren Kitas der kihz verliehen wurde, von der hohen Qualität. Bereits 2013 wurde die erste Krippe der kihz mit dem Label QualiKita ausgezeichnet. Heute sind alle Kitas der kihz in etablierte Qualitätsprogramme eingebunden.
Dieses Streben nach Exzellenz ist mir sowohl als Forscher als auch als Rektor sehr sympathisch… Die Forschung der Universität und auch der ETH Zürich ist auf herausragende Qualität angelegt und wir sehen es als unsere Aufgabe, Exzellenz in allen Bereichen zu fördern, in denen wir tätig sind. Die Betreuung der Kinder unserer Studierenden, Forschenden und Mitarbeitenden gehört da selbstverständlich dazu. Und sie ist – wie ich am Anfang gesagt habe – eine wesentliche Vo-raussetzung für Erfolg in der Wissenschaft.
Meine Damen und Herren, im Namen der Universität und der ETH Zürich gratuliere ich der Stiftung kihz herzlich zum runden Geburtstag. Happy Birthday und alles Gute für die nächsten 20 Jahre! Neben Gratulationen ist heute auch ein grosses – was sage ich – ein riesiges Dankeschön angebracht. Und zwar an all die Menschen aus der Pionierzeit der kihz, die heute anwesend sind, aber auch an jene, die die Arbeit der Gründerinnen und Gründer mit Weitsicht und Herzblut weitergeführt haben beziehungsweise heute noch weiterführen.
Meine Damen und Herren, Ihnen danke ich für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen allen ein schönes Fest.