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10. November 2020
Im Namen der Universität Zürich heisse ich Sie ganz herzlich willkommen zum heutigen Anlass «NZZ trifft UZH». Es ist bereits das dritte Mal, dass die NZZ und die UZH diese Veranstaltung gemeinsam durchführen. Virtuell findet der Anlass Corona-bedingt heute aber zum ersten Mal statt. Was den Vorteil hat, dass ganz sicher niemand weit reisen musste, um heute Abend mit dabei zu sein…
Und damit wäre ich bereits beim Thema des heutigen Abends. Die Frage «Wie reisen wir in Zukunft?» beschäftigt mich auch persönlich. Denn: Reisen ist in verschiedener Hinsicht wichtig für mich. Als neugieriger Mensch reizt es mich, möglichst viele der phantastischen Orte kennenzulernen, die es auf der Welt gibt – ein Wunsch, mit dem ich sicher nicht allein bin. Auch als Forscher ist Reisen Teil meines Alltags. Wie einige von Ihnen wissen, bin ich «von Haus aus» Geograph. Gerade die Geographie entwickelte sich in den letzten Jahren von einer Wissenschaft, die mehrheitlich «Location based» war, hin zu einer Wissenschaft, die vor allem Raum-und-Zeit-Systeme erforscht. Dabei machen Reisen einen wichtigen Teil der wissenschaftlichen Methodik aus.
Auf der anderen Seite gibt es mittlerweile – nicht nur aus der Geographie – ausreichend wissenschaftliche Daten, die zeigen, dass Reisen erhebliche Konsequenzen für Umwelt und Klima haben. Das gilt, wie wir alle wissen, vor allem für Flugreisen.
Die Universität Zürich hat sich mit ihrer Sustainability Policy das Ziel gesetzt, nachhaltiges Handeln im Uni-Alltag zu verankern. Dazu gehört, dass wir der UZH Community empfehlen, wenn möglich auf Flugreisen zu verzichten. Unser Nachhaltigkeitsteam hat ein Factsheet zum Thema zusammengestellt, mit Tipps für klimafreundliche Dienstreisen. Unter anderem haben die Verfasser berechnet, dass eine Flugreise von der UZH nach Paris pro Kopf Emissionen von 366 kg CO2 verursacht. Eine vierstündige Videokonferenz verbraucht hingegen gerade einmal 1.2 kg CO2. Anlässe wie die heutige, virtuelle Podiumsdiskussion sind aus klimatechnischer Sicht also unschlagbar.
Als Rektor und Wissenschaftler hoffe ich natürlich, dass solche Beispiele nicht nur an der Uni, sondern auch ausserhalb davon Schule machen. Denn es sind ja nicht nur Forschende, die viel reisen. Internationale Mobilität ist längst ein gesamtgesellschaftliches Phänomen; regelmässige Städte-Trips, Kreuzfahrten und Weltreisen gehören mittlerweile fast zum guten Ton. Da braucht es zweifellos ein Umdenken. Und die aktuelle Situation zeigt: Wir können auch anders, wenn wir müssen.
Die Frage ist natürlich, ob die Veränderungen im Reiseverhalten von Dauer sein werden. Denn der Wunsch, die Welt zu entdecken, ist wohl ein genuin menschliches Bedürfnis. Darum scheint es mir umso wichtiger, heute nach Wegen zu suchen, wie wir unseren Entdeckergeist in Zukunft auf eine nachhaltigere Art und Weise ausleben können. Ich bin gespannt, welche Antwor-ten wir heute Abend auf solche und ähnliche Fragen finden werden.
Es bleibt mir, allen Personen, die den heutigen Anlass möglich machen, ganz herzlich zu danken und Ihnen allen einen spannenden Abend – zwar nicht an der UZH, aber doch mit UZH und NZZ – zu wünschen.