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23. Februar 2021
Es freut mich sehr, heute Abend bereits die dritte Ringvorlesung des Zürcher Zentrums für Altertumswissenschaften eröffnen zu dürfen. Für mich ist es der erste Anlass dieser Art; umso herzlicher heisse ich Sie im Namen der Universität Zürich willkommen.
Im Fokus der diesjährigen Vorlesungsreihe steht das Thema «Krisen und Katastrophen». Wir alle leben zurzeit in einer Krise, die für Bürgerinnen und Bürger so genannter «first world countries» bis vor kurzem wohl kaum vorstellbar war. Ich nehme mich davon selbst nicht aus: Hätte mir jemand vor einem Jahr gesagt, dass ich Sie heute via «Zoom» und als Rektor einer weitgehend geschlossenen Universität begrüssen würde, ich hätte es nicht geglaubt. Entsprechend gross ist im Moment die Verunsicherung und das Bedürfnis nach Orientierung. Überall suchen Menschen nach Strategien, um die Auswirkungen der Corona-Pandemie bestmöglich zu bewältigen.
Vor diesem Hintergrund widmet sich das heutige Podiumsgespräch dem «Menschen im Angesicht von Katastrophen». Das Gespräch wird beleuchten, wie Menschen nicht nur mit der Pandemie, sondern mit Krisen und Katastrophen aller Art umgehen. Als Vergleichsfolie für die Gegenwart dient dabei die Antike. Es freut mich sehr, dass wir für die heutige Diskussion mit dem Präsidenten des IKRK, Peter Maurer, und mit Friederike Fless, der Leiterin des Deutschen Archäologischen Instituts, zwei ausgewiesene Experten auf ihrem jeweiligen Gebiet gewinnen konnten. Sehr geehrte Frau Fless, sehr geehrter Herr Maurer, auch im Namen der Universitätsleitung vielen Dank, dass Sie sich trotz ihrer sicherlich gut gefüllten Agenden Zeit nehmen, heute zu uns zu sprechen!
Als eine kantonale, öffentliche Universität ist die UZH nicht nur der Wissenschaft, sondern auch der Gesellschaft verpflichtet. Das ist mit ein Grund, weshalb wir uns in der aktuellen Krise engagieren, um Politik und Gesellschaft zu unterstützen. Zum einen tun wir dies, indem wir Fachwissen und Infrastruktur zur Verfügung stellen. So hat unser Institut für medizinische Virologie schon im Januar 2020 einen Corona-Test entwickelt. Und am Zentrum für Reisemedizin der UZH befindet sich aktuell eines der kantonalen Covid-19-Impfzentren.
Darüber hinaus bietet die UZH der Gesellschaft auch wichtige «Reflexionshilfen». Unsere Forschenden erarbeiten in vielen Bereichen Grundlagen, die es braucht, um fundierte Diskussionen überhaupt erst möglich zu machen. Den Altertumswissenschaften kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Archäologie, alte Geschichte oder Philologie sowie die weiteren am ZAZH beteiligten Disziplinen blicken mit ihren jeweiligen Methoden weit zurück auf die Ursprünge unserer Kultur. Dabei kann das Wissen um die Vergangenheit neue Perspektiven auf die Gegenwart eröffnen. Oder anders gesagt: Die zeitliche Distanz kann helfen, Phänomene der Gegenwart in einen grösseren Kontext einzuordnen und zu analysieren. Ich halte diesen Ansatz auch persönlich für vielversprechend. Zwar bin ich selbst kein Altertumswissenschaftler, sondern Geograph. Aber auch die Geographie macht sich mit Luftaufnahmen oder Satellitenbildern eben den Umstand zunutze, dass man aus grösserer Distanz oft klarer sieht und manche Struktur besser erkennt.
In der heutigen Zeit der Krisen und Umbrüche ist es natürlich besonders wertvoll, dass es an der UZH mit dem ZAZH einen regelrechten «Hub» der Altertumswissenschaften gibt, mit einer enorm grossen Bandbreite an Forschungsrichtungen, die helfen können, unseren Blick für verschiedene Aspekte aktueller Krisen zu schärfen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen einen bereichernden Abend mit neuen Einbli-cken und Erkenntnissen.
Last but not least möchte ich Christoph Riedweg, Victor Walser und ihrem Team vom ZAZH ganz herzlich dafür danken, dass sie den heuti-gen Anlass auch unter erschwerten Bedingungen organisiert und möglich gemacht haben.