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Objekt des Studiengangs «Rätoromanische Sprach- und Literaturwissenschaft» ist das Rätoromanische der Schweiz: eine «Amtssprache» des Kantons Graubünden, eine «Nationalsprache» der Schweiz, eine «Regionalsprache» Europas. Obwohl es sich um die Sprache und Literatur einer kleinen Sprachgemeinschaft handelt, ist das Fach äusserst vielfältig: Das Rätoromanische hat unzählige Dialekte, fünf geschriebene Idiome und eine überregionale Standardsprache, das Rumantsch Grischun. Es hat auch eine lange, mannigfaltige und gut dokumentierte Schrifttradition sowie eine lebendige, vielgestaltige und reichhaltige zeitgenössische Literatur. Schwerpunktmässig beschäftigt sich die Zürcher Rätoromanistik mit Sprach- und Kulturkontakt, Literatur- und Identitätsgeschichte, mit zeitgenössischer Literatur, mit der Geschichte und Gegenwart der rätoromanischen Sprach- und Heimatbewegung sowie mit Fragestellungen, welche die spezifische Situation einer Kleinsprache und sprachlichen Minderheit betreffen.
Der Bachelor- und der Master-Abschluss eröffnen Berufsfelder, in denen vertiefte und wissenschaftliche Kenntnisse des Rätoromanischen, analytisches Denken und gute Schreibkompetenzen erforderlich sind, z.B. Sekundarschul- und Gymnasialunterricht, Sprach- und Kulturvermittlung, Sprach- und Kulturpolitik, Journalismus, Verlags-und Bibliothekswesen sowie Privatwirtschaft. Der Master-Abschluss ist Voraussetzung für weiterführende akademische Qualifikationen (z.B. Doktorat).
Freude an Sprachen und ein Interesse für die Rolle und Bedeutung von Sprachen in unserer Gesellschaft und in unserem Alltag sind sicher eine gute Voraussetzung für ein Studium der Sprach- und Literaturwissenschaft: Wie sprechen wir eigentlich miteinander? Wie verändern wir unsere Sprache oder unseren Sprachstil je nachdem mit wem wir sprechen? Woher kommen unsere Sprachen und wie entwickeln sie sich heute, in der Umgangssprache, in den Sozialen Medien, in den Medien, in der Literatur etc. Weitere gute Voraussetzungen sind eine Leidenschaft für die Lektüre ganz verschiedener Texte, von eher klassischer Literatur bis zu Krimis oder Comics, Freude an der Diskussion, am Austausch von Ideen, Neugierde auf Kunst und Kultur.
Für das Studium des Rätoromanischen ist auch ein Interesse an der Situation von Minderheitensprachen gefragt, an Identitätsfragen, an Mehrsprachigkeit, an der Verwandtschaft des Rätoromanischen mit anderen romanischen Sprachen, an den Kontakten der rätoromanischen Literatur mit anderen Literaturen. Auch Pioniergeist ist gefragt: Wir befassen uns immer wieder mit Texten, die noch niemand gross analysiert haben, oder finden im Estrich, in Nachlässen, in Archiven bisher unentdeckte Texte, mit denen wir arbeiten können. Oder wir befassen uns mit spannenden sprachlichen und gesellschaftlichen Phänomenen wie Kontaktsprachen, Sprachbiographien, Sprache und Identität.
Während des Studiums lernen wir nicht nur Texte zu analysieren, sondern unsere Umwelt, die zu einem grossen Teil aus Sprache und Texten besteht: Werbung, News, Filme, Hinweise, Botschaften. Wir verbessern unsere Sprach- und Schreibkompetenzen, üben uns in mehrsprachiger Kommunikation, lernen unsere Gedanken zu präsentieren und an Diskussionen teilzunehmen.
Den Studierenden gefällt es, ihnen bisher unbekannte Literatur zu entdecken, zu sehen wie auch für sie persönlich wichtige Fragen der Gesellschaft und Identität in der Literatur verhandelt werden. Sie sind fasziniert davon, wie die erlernten Methoden zur Analyse von Sprache und Literatur ihnen helfen, tiefer in Texte aber auch in unsere Alltagskommunikation vorzudringen. Die Geisteswissenschaften limitieren sich nie nur auf ein spezifisches Fachgebiet, hier das Rätoromanische, sondern nehmen immer auch ganz allgemeine und aktuelle gesellschaftliche, kulturelle, individuelle oder politische Themen und Fragen in den Blick. Das Studium erweitert so auch die Möglichkeiten der persönlichen Entwicklung, weitet den Blick für unsere Gegenwart in dem wir uns auch mit unserer Geschichte, mit Mythen und Traditionen, mit Selbstwahrnehmung und Fremdzuschreibungen befassen. Die Studierenden der Rätoromanistik freuen sich über das familiäre Umfeld des Fachs, über die persönliche Betreuung und den freundschaftlichen Austausch untereinander.