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Verstorben am 21. April 2021 im Alter von 85 Jahren
Mit seiner Arbeit hat Urs Bitterli Wesentliches zur Bildung unzähliger Studierender beigetragen, die historische Wissenschaft nachhaltig bereichert sowie durch seine rege Publikationstätigkeit eine breite Leserschaft auch über die Universität hinaus erreicht.
Urs Bitterli erwarb 1955 am Kantonalen Lehrerseminar in Wettingen (AG) das Primarlehrerpatent und unterrichtete drei Jahre lang an der achtklassigen Gesamtschule in Leimbach (AG). Danach studierte er an den Universitäten Zürich und Paris Geschichte sowie deutsche und französische Literatur. 1964 doktorierte er über Thomas Manns politische Schriften zum Nationalsozialismus. Es folgten eine zweijährige Tätigkeit als Hauptlehrer für Geschichte und Deutsch an der Schweizerischen Alpinen Mittelschule Davos und eine Assistenz am Historischen Seminar der Universität Zürich. Nach längeren Studienaufenthalten in London und Paris und nach der Wahl zum Hauptlehrer für Geschichte und Deutsch an der Neuen Kantonsschule Aarau habilitierte sich Urs Bitterli 1970 mit der Schrift Die Entdeckung des schwarzen Afrikaners an der Universität Zürich. Er lehrte ab 1978 vorerst mit beschränkter Lehrverpflichtung als ausserordentlicher Professor für Allgemeine Geschichte der Neuzeit und ab 1995 als ordentlicher Professor an der Universität Zürich. 2001 wurde er emeritiert.
Urs Bitterli war ein erfahrener und beliebter Dozent mit einem vielseitigen Lehrangebot, das bei seinen Studierenden auf grosses Interesse stiess. Ausserhalb seines eigentlichen Spezialgebiets führte er auch Lehrveranstaltungen im Bereich der französischen und deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts sowie auf dem Gebiet der Geschichtstheorie durch. Regelmässig wirkte er zudem in der Ausbildung der Sekundarlehramtskandidat*innen mit.
Ein besonderer Schwerpunkt seiner Forschungsarbeit lag in der aussereuropäischen, insbesondere der amerikanischen und der afrikanischen Geschichte. Dabei beschäftigte er sich hauptsächlich mit Problemen des Kulturkontakts.
Bitterli veröffentlichte zahlreiche Aufsätze und Abhandlungen über einzelne Themen seines Fachgebiets in verschiedenen renommierten Fachzeitschriften sowie in den Feuilletons der Tagespresse. Unter seinen – teilweise in mehrere Sprachen übersetzten – Monografien zur Entdeckungs- und Kolonialgeschichte sowie generell zur Wissenschafts- und Geistesgeschichte ist seine 1986 erstmals als Buch mit dem Titel Alte Welt – neue Welt. Formen des europäisch-überseeischen Kulturkontakts erschienene Arbeit besonders erwähnenswert. Darin untersuchte Bitterli anhand von Fallstudien aus Afrika, Asien und Amerika die Berührung mit der europäischen Kultur und die nachfolgende Entwicklung der Kulturbeziehung.
Des Weiteren hat sich Urs Bitterli mit Fragen der frühen Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika sowie mit dem Kulturbegriff und dem Kulturpessimismus des 20. Jahrhunderts beschäftigt. Mit seinen Veröffentlichungen war er stets auch bestrebt, einen Beitrag zum Verständnis der Völker untereinander zu leisten.
Auch nach seiner Emeritierung setzte Urs Bitterli seine Publikationstätigkeit fort. In seinen letzten beiden Büchern beschäftigte er sich mit Leben und Werk des Bündner Historikers und politischen Publizisten Jean Rudolf von Salis (1901-1996).