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Verstorben am 5. Januar 2022 im Alter von 92 Jahren.
Im Zentrum von René Humbels mehr als 30-jähriger Forschungsarbeit standen Auffindung, Strukturermittlung und Erkennung von Wirkungsweisen im menschlichen Organismus vorhandener insulin-ähnlicher Regulationsfaktoren.
René Humbel leistete mit seiner Forschung einen grundlegenden Beitrag zum Verständnis der Steuerung des Wachstums beim Menschen und zu dessen medizinischer Beeinflussbarkeit. Neben Forschung und Lehre machte er sich auch für die Gestaltung der experimentell-medizinischen Weiterbildung nach Studienabschluss in Medizin und für die Einführung der Biochemie als naturwissenschaftliches Diplomfach an der Universität Zürich verdient. Er war Mitbegründer und erster Leiter des von der medizinischen Fakultät entwickelten und während vielen Jahren angebotenen einjährigen «Postgraduate-Kurses für experimentelle Medizin und Biologie», der sich an Studienabgänger richtete, die sich für eine Karriere in der Forschung interessierten. Zudem regte er die naturwissenchaftliche Fakultät zur Schaffung eines eigenen Biologie und Chemie verbindenden Studiengangs für das neue Fach Biochemie an.
René Humbel durchlief eine humanistische Schulbildung in Zürich, absolvierte an der Universität Zürich nach einem Jahr im Fach Germanistik das Medizinstudium mit Staatsexamen und erwarb ab 1959 an der Harvard Medical School in Boston und an der Rockefeller University in New York eine umfassende Weiterbildung in Endokrinologie und in Protein-Chemie. Seine akademische Laufbahn begann nach der Rückkehr an die Universität Zürich, wo er sich in Biochemie habilitierte. Seine Antrittsrede zum Thema «Die Bedeutung der Biochemie für die Medizin» hielt er 1967. Nach seiner Zeit als Assistenzprofessor und Extraordinarius wurde René Humbel 1973 zum Ordinarius für Biochemie und Direktor des Biochemischen Instituts gewählt, dessen räumliche Erweiterung er mit grossem Durchsetzungsvermögen mit veranlasste. Im Rahmen seiner Lehrtätigkeit unterrichtete er Studierende der Medizin und ab 1973 auch Studierende der Biologie und der Biochemie an der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät.
Von 1984 bis 1986 amtierte René Humbel als Dekan der Medizinischen Fakultät. 1983 bis 1988 war er Mitglied des Forschungsrats des Schweizerischen Nationalfonds. In seiner Forschung gelang es ihm mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus menschlichem Blut zwei neue, mit dem Hormon Insulin strukturverwandte Proteine, IGF-1 und IGF-2, zu isolieren. Er konnte deren Aufbau aus Aminosäuren klären und einige ihrer Wirkungsorte und wachstumsfördernden Mechanismen aufzeigen. Seine Forschungsresultate legte er in fast 70 Publikationen dar.
Nach seiner Emeritierung zog sich René Humbel von der naturwissenschaftlichen Tätigkeit ganz zurück und engagierte sich während zehn Jahren zusammen mit seiner zweiten Frau Ruth Humbel-Zangger in einer Einrichtungen zur Beratung und Betreuung von Drogenabhängigen und zur Wiedereingliederung von Aussteigern in die Gesellschaft (Sansibar Gemeinschaft Arche Zürich). Später fand er zu seiner literarisch-intellektuellen Muse zurück und schrieb Bücher über historische Epochen und Kunst. Noch ein Monat vor seinem Hinschied übergab er dem Unterzeichnenden eine gerade abgeschlossene, moderne,180 Seiten umfassende, illustrierte Abhandlung zur Entstehung der Schrift in Mesopotamien mit dem Titel «Die Erfindung der Schrift in Sumer». Jeremias Kägi