Navigation auf uzh.ch
Die Dissertation «Emotionen – Seismographen der Bedeutung. Ihre Relevanz für eine christliche Ethik» bearbeitet mit analytischem Scharfsinn und mit grosser hermeneutischer Sensibilität eine vor allem im angelsächsischen Bereich geführte Debatte, die einerseits das Verständnis von Emotionen und andererseits die Frage betrifft, wie Emotionen Dinge für uns moralisch bedeutsam werden lassen und sie in höchst eigenständiger Weise für die Entwicklung einer Konzeption christlicher Ethik fruchtbar machen.
Die Dissertation wurde im Februar 2007 von der Theologischen Fakultät der Universität Zürich mit der Bestnote «summa cum laude» angenommen, und der Verfasser wurde mit derselben Note promoviert. Es handelt sich um eine exzellente Untersuchung zur Bedeutung von Emotionen für eine christliche Ethik. Der Verfasser arbeitet eine vor allem im Bereich der angelsächsischen Philosophie geführte Debatte auf, die einerseits das Verständnis von Emotionen und andererseits die Frage betrifft, wie Emotionen Dinge für uns moralisch bedeutsam werden lassen und welche Bedeutung ihnen daher für unsere moralische Praxis zukommt. Im Ausgang von dieser Debatte ist es das Ziel des Verfassers, eine Konzeption von christlicher Ethik zu entwickeln, die der Bedeutung Rechnung trägt, die Emotionen gerade für das christliche Ethos haben. Es kennzeichnet dabei den methodischen Stil der gesamten Arbeit, dass der Verfasser die von ihm behandelten Ansätze nicht einfach nur nachzeichnet, sondern dass er sie zum Anlass nimmt, im eigenständigen Durchdenken anhand der Diskussion einer Fülle von Beobachtungen und Beispielen zu grundlegenden Klärungen zu gelangen.
Nach einem Prolog, in welchem der Verfasser in das Thema einführt, indem er einen Aufsatz von Rüdiger Bittner zur Frage «Is it reasonable to regret things one did?» einer brillanten Kritik unterzieht, befasst sich das erste Kapitel mit neueren Ansätzen zum Verständnis von Emotionen. Im Zentrum stehen dabei Ansätze der kognitiven Emotionstheorie. Das zweite Kapitel «Emotionen im Netz unserer zweiten Natur. Wittgensteinsche Erkundungen der Grammatik der Moral» rückt die Ergebnisse des ersten in den Horizont der Ethik. Weil Emotionen nicht bloss körperliche Empfindungen sind, sondern intentional gerichtete Weisen, die Welt wahrzunehmen, sind sie für die Ethik von eminentem Interesse, nämlich im Blick auf das Erfassen moralisch relevanter Sachverhalte. Das dritte Kapitel macht den bisherigen Überlegungsgang für die evangelische Ethik fruchtbar. Ziel der Analysen des Verfassers ist es, das sprachphänomenologische Philosophieren in der Nachfolge Wittgensteins auch als Methode einer evangelischen Ethik fruchtbar zu machen und in diesem Kontext die Bedeutung der Emotionen für das christliche Ethos herauszuarbeiten.
Es handelt sich um eine überaus beeindruckende eigenständige wissenschaftliche Leistung, die für die deutschsprachige evangelische Ethik Neuland erschliesst.